An einem runden Tisch gründeten trauernde Eltern und Psychologinnen den Verein Verwaiste Eltern

September 1990: An einem runden Tisch in der Evangelischen Akademie Hamburg an der Esplanade sitzen Mütter und Väter, die um ihre verstorbenen Kinder trauern. Zusammen mit professionellen Helfern gründen sie den Verein Verwaiste Eltern. "Die Eltern wollten nicht weiter von 'Experten' hören, wie sie zu trauern hätten und in welchen Phasen Trauerprozesse verlaufen", erinnert sich Anja Wiese.

16 Jahre lang engagierte sich die selbst betroffene Mutter einfühlsam und als Trauerbegleiterin ausgebildet um Trauernde. Den Vorsitz des Vereins übernahm für mehrere Jahre die damalige Studienleiterin der Akademie, die Theologin Frau Dr. Mechthild Voss-Eiser. Anja Wiese: "Ihr gilt als Gründerin einer deutschlandweiten Bewegung Dank und Anerkennung."

Anja Wiese: "Damals, vor 20 Jahren, trafen sich trauernde Eltern in einer einzigen großen Gruppe. Heute, im Jubiläumsjahr, gibt es seit der Schließung der Evangelischen Akademie im Jahre 2004 in den gemieteten Vereinsräumen Bogenstraße zwanzig geleitete Gruppen für Eltern und Alleinerziehende, deren Kinder durch Unfälle und nach Krankheiten gestorben sind, Gruppen nach dem Tod eines Babys in der Schwangerschaft und nach dem Suizid von Kindern sowie die in Deutschland einmalige überregionale Gruppe für Eltern, deren Kinder gewaltsam ums Leben gekommen sind. Es treffen sich Ältere, deren Kinder im Erwachsenenalter gestorben sind und in einer Gruppe trauernde erwachsene Geschwister. Es gibt ein umfangreiches Gruppenangebot für trauernde Kinder und Jugendliche, deren Geschwister, Mutter oder Vater gestorben sind. Diese Innovation in Hamburg ist ein Schwerpunkt in der Arbeit des so erfolgreich wirkenden Vereins. "Das konnte nur gelingen", sagt Anja Wiese, "mit einem überaus motivierten, ehrenamtlich arbeitenden Vorstand. Hier sollen besonders Ilona Stegen, Bärbel Friederich, Andrea Riek und das Ehrenmitglied Friedel Mikczinski für ihren unermüdlichen Einsatz gewürdigt werden und viele Kolleginnen, die neben ihrer Profession die Begleitung Trauernder zu ihrer Herzensangelegenheit machen. Wie zum Beispiel die Psychologin Elisabeth Korgiel." Sie hat die hauptamtliche Nachfolge von Anja Wiese angetreten.