Die Bindung zwischen Lesern und Redaktion zu pflegen, war die wichtigste Botschaft des Verlegers damals an uns Journalisten. Sie hat mich geprägt.

"Ich weiß, dass zum Erfolg der Mitwirkende, der Mitdenkende und der Mitfühlende nötig ist, dem ich nie aufhöre zu danken - über's Grab hinaus." Diese Worte Axel Springers stehen unter der Büste des großen Verlegers vor dem Eingang zu unserem Empfang in der Stella-Halle der Axel-Springer-Passage. Genauso dachte Axel Springer und handelte danach: Der Mitarbeiter, der Mensch war ihm wichtig.

Es war Anfang der 80er-Jahre. Redaktionskonferenz, und Axel Springer war gekommen. Ich war erst wenige Monate beim Abendblatt und tief beeindruckt von seiner Persönlichkeit, seiner eleganten Erscheinung und davon, wie er zu uns Redakteuren über seine Begegnungen mit Konrad Adenauer, Golda Meir, Ben Gurion, Willy Brandt sprach und - seinen Lesern. Für sie sollten wir schreiben, für sie das Abendblatt machen mit Themen, die ganz nah an den Menschen dieser Stadt sind und sie bewegen.

Und mir wurde klar, warum Axel Springer den Slogan "Seid nett zueinander" als Leitlinie für das Hamburger Abendblatt ausgegeben hatte, warum er das Sonnabend-Gespräch Von Mensch zu Mensch einführte: "Sie haben Sorgen, liebe Leser, wir versuchen Ihnen zu helfen", hieß es da. Warum in der Redaktion der Verein "Kinder helfen Kindern" gegründet wurde.

Die Bindung zwischen Lesern und Redaktion zu pflegen, fast wie eine Art Familie, war die wichtigste Botschaft des Verlegers damals an uns Journalisten. Sie hat mich geprägt.

Ja, es gibt sie, die Abendblatt-Familie, so wie sie sich der Verleger vorgestellt hat. Das spüre ich dankbar Tag für Tag - Ihre Anteilnahme an Schicksalen, über die wir berichten. Ihre Hilfsbereitschaft. Ihre beeindruckende nie nachlassende Spendenbereitschaft. Ihr Vertrauen in Ihre Zeitung.

Am kommenden Mittwoch wäre Axel Springer 100 Jahre alt geworden, einer der erfolgreichsten und bewundertsten Verleger Deutschlands. Er starb 1985. Sein großes verlegerisches Werk aber lebt weiter. Allen voran sein Hamburger Abendblatt. Ich war immer stolz, dazuzugehören.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider