Eine Hommage an Prof. Dr. Uwe Böschemeyer zum 30-jährigen Bestehen des Hamburger Instituts für Existenzanalyse und Logotherapie.

Mein Grußwort und meine Hommage, gerichtet an den Gründer und Leiter des Hamburger Instituts für Existenzanalyse und Logotherapie, Herrn Prof. Dr. Uwe Böschemeyer, schreibe ich stellvertretend für alleanderen, die er in den vergangenen 30 Jahren so maßgeblich geprägt, gefördert und beschenkt hat.

Die Augen und die Seele zu öffnen für die Erkenntnis, dass "das Leben eine Herrlichkeit ist" (Rilke), das haben wir von unserem Lehrer Uwe Böschemeyer gelernt.

Und er hat diese Überzeugung nicht am Schreibtisch entwickelt, sondern in einer lebenslangen Arbeit, an der Universität und in seinem Institut, aus intensiven Erfahrungen in der Begleitung von Menschen, in Tausenden Imaginationen in die Tiefe der inneren Welt, in Einzelimaginationen und Gruppenseminaren und nicht zuletzt in Auseinandersetzungen mit eigenen Krisen und einer schweren Erkrankung.

Den Lebensmut, die Begeisterung für die Erfahrung der Fülle des Lebens hat er dabei keinen Augenblick verloren, vielmehr andere auch in den Zeiten der Krise angesteckt und bereichert. Dafür danken wir ihm.

Als Student der Theologie bin ich dem jungen Theologen, Wissenschaftlichen Assistenten bei Prof. Helmut Thielicke in Hamburg, Seminar für Systematische Theologie, zum ersten Mal begegnet.

Es war die Zeit, in der Uwe Böschemeyer, angeregt durch eine Empfehlung Helmut Thielickes, an seiner Dissertation "Die Sinnfrage in Psychotherapie und Theologie. Existenzanalyse und Logotherapie Viktor E. Frankls aus theologischer Sicht" arbeitete und Viktor Frankl, seinen zweiten großen Lehrer, persönlich kennenlernte und das Zertifikat in Logotherapie erwarb.

Frankl autorisierte ihn zur Praxis und Lehre der Logotherapie, ja er beschwor ihn, in seinem Geiste weiterzuarbeiten und zu publizieren. Böschemeyer folgte dem Rat seines Lehrers, aber aus dem ihm eigenen, freien und unabhängigen Geiste.

Als ich als junger Deutsch- und Religionslehrer mit suizidgefährdeten Jugendlichen zu tun hatte und nach Unterstützung für diese schwierige Aufgabe suchte, erinnerte ich mich an Uwe Böschemeyer und wurde so Teilnehmer seines ersten Ausbildungsseminars in Logotherapie: im neu gegründeten Institut für Integrative Logotherapie in Hamburg-Bergedorf, Geburtsstunde: 1. April 1982 - als erstes Institut dieser Art in Deutschland, ja in ganz Europa, mit ausdrücklicher Zustimmung Frankls.

Für die Weiterentwicklung der Gesellschaften für "Logotherapie und Existenzanalyse" in Deutschland und Österreich hat Dr. Böschemeyer entscheidende Impulse gesetzt.

Am neu gegründeten Institut nahm die Arbeit in Ausbildungsseminaren und Einzelberatungen eine rasante Entwicklung. Mehrmals musste das Institut umziehen, schließlich im Jahre 1998 nach Lüneburg.

Aber noch in diesem Jahr wird das Institut nach Hamburg übersiedeln - eine bewegte Geschichte, bewegt wie die Dynamik Böschemeyers selbst, die ihn immer wieder aufbrechen lässt zu neuen reformerischen Ideen, fruchtbaren Experimenten, weiterführenden Entwicklungen.

+++Lernen frei und furchtlos zu werden+++

Die klassische Logotherapie Viktor Frankls hat viele Schüler. Keiner aber hat die Logotherapie so entschieden weiterentwickelt wie Böschemeyer.

Dabei hat er seinem Lehrer Viktor Frankl die Treue gehalten, denn das Menschenbild der Logotherapie (Der "Wille zum Sinn") bildet das Grundpotenzial menschlichen Lebens und in besonderer Weise die Wirkkräfte des "unbewussten Geistes" (Frankl) - "das stärkste Energiezentrum" des Menschen (Böschemeyer). Sie bilden die Grundlagen seines Denkens.

Diese starken menschlichen Potenziale erscheinen als Kräfte der unbewussten Hoffnung, des unbewussten Vertrauens, der unbewussten Liebe, des unbewussten Mutes als Wirkkräfte der inneren Welt in jedem Menschen.

Mag ein Mensch in seiner konkreten Lebenssituation auch von allem Lebensmut, allem Vertrauen, aller Hoffnung, von jedem positiven Sinngefühl verlassen sein, so bleiben die urmenschlichen Potenziale der Hoffnung, des Vertrauens, des Mutes, der Liebe, doch unzerstörbar in seiner inneren unbewussten Tiefe erhalten. Sie sind da, und wenn sie wieder in sein Bewusstsein eintreten, können sie neuen Lebensmut und neue Hoffnung in ihm entfachen. Diese unbewussten Potenziale zu neuen Lebensmöglichkeiten aufblühen zu lassen bildet das Zentrum jeder logotherapeutischen Arbeit.

Dr. Böschemeyer hat dies in der "Schule des Lebens", besonders aber in der von ihm entwickelten Wertorientierten Persönlichkeitsbildung und Wertimaginationstherapie konsequent weiterentwickelt und der Arbeit mit Menschen entscheidende Impulse verliehen, auch ganz neue Wege einer ganzheitlichen Psychotherapie eröffnet. "In jedem Menschen", so Böschemeyer, "lebt ein ursprüngliches Bild seiner selbst, das darauf wartet, gelebt zu werden. Wer dieses Bild erkennt, wird begreifen, dass viel ungelebtes Leben darauf wartet, endlich leben zu dürfen."

Der von Böschemeyer entwickelten Wertimagination kommt dabei eine Mittelpunktstellung zu. Sie ist ein vielversprechender Weg zur Heilung der Seele, die ihren Sinn nicht gefunden hat, und zur Stärkung der Widerstandskraft für gutes und gelingendes Leben.

30 Jahre Institutsarbeit in der Begeisterung für die befreiende Arbeit am Menschen zeigen reiche Früchte. Alle, die daran mitwirken, mitlernen und sich entwickeln durften, danken ihrem Lehrer und dem Menschen Uwe Böschemeyer herzlich.

Hans-Norbert Hoppe ist Pädagoge und Logotherapeut, Mentor für Persönlichkeitsbildung