Lehrer Norbert Grote gründete am Gymnasium die Initiative “Hege Helping Hands“ und vermittelt seinen Schülern damit auch soziale Werte.

Eppendorf. "Es gibt ein Leben außerhalb von Eppendorf. Und das ist nicht immer so sorglos und unbeschwert wie hier." Norbert Grote lässt diese Feststellungen schon seit Langem in seinen Unterricht einfließen. Der 60 Jahre alte Pädagoge unterrichtet Englisch und Sport am Gymnasium Eppendorf in der Hegestraße. Und Grote schafft es, seine Schülerinnen und Schüler für diese Gedanken zu begeistern. So entstand im November 2003 "Hege Helping Hands". Diese Initiative will Menschen helfen, denen es schlecht geht und die Not leiden, in der Dritten Welt genauso wie in Eppendorf.

"Die Kinder machen ganz unterschiedliche Sachen", erzählt Norbert Grote. "Sie sammeln Pfandflaschen, veranstalten einen Flohmarkt mit selbst gebastelten Dingen, singen auf einer selbst produzierten CD oder putzen Schuhe." Alle Einnahmen kommen auf ein Treuhandkonto

+++ Engagement: Wenn Jugendliche Kummer haben +++

Demokratisch entscheiden die Kinder, wem geholfen werden soll. "Alle acht Wochen treffen wir uns in der Aula, jede Klasse entsendet zwei Paten für 'Hege Helping Hands'", sagt Lehrer Grote. Die Kinder stellen die Projekte vor, am Ende wird per Mehrheitsbeschluss entschieden. Und deshalb bekamen schon die Erdbeben-Opfer im iranischen Bam sowie die Tsunami-Opfer in Japan über die Abendblatt-Redaktion Von Mensch zu Mensch Spenden vom Gymnasium Eppendorf.

Auch die Hamburger Stiftung Phönikks und gerade jetzt zu Weihnachten die Obdachlosen an der Heiligen Dreieinigkeitskirche in St. Georg wurden bedacht. "Alle helfen ehrenamtlich und engagiert", so Norbert Grote. Das Motto von "Hege Helping Hands": "Don't talk, just do it!" ("Rede nicht, handle einfach!").

Aber auch Großveranstaltungen haben die Schülerinnen und Schüler schon auf die Beine gestellt. Bei "Wheels of Emotion" sammelten Einrad fahrende Schüler im Jahr 2009 rund 20 000 Euro für an NCL erkrankte Kinder, und bei "Hege hilft Haiti" im Februar 2010 überreichten sie dem Showmaster Thomas Gottschalk 55 000 Euro für die Erdbebenopfer in dem Karibik-Staat.

Und die Kinder engagieren sich auch nachhaltig. Seite 2005 unterstützt das Gymnasium Eppendorf das Waisenhaus Indawo Yentsikelelo in einem Township in Kapstadt. Zum Dank gastierte die Gruppe Zabalaza schon mehrmals in der Aula und heizte mit südafrikanischen Rhythmen kräftig ein.

Die Anerkennung für das Engagement der Schülerinnen und Schüler kam prompt. Eine Auszeichnung gab es beim Bundeswettbewerb "Demokratisch Handeln" und eine Ehrennadel von der Bezirksversammlung Hamburg-Nord.

Der Konzern Unilever spendierte 5000 Euro für die Produktion einer CD, die die Kinder bei der Aktion "Gemeinsam für mehr Schulmahlzeiten" zugunsten afrikanischer Schulkinder verkauften.

Norbert Grote ist jetzt 60 und macht sich schon Gedanken, wer ihn mal als Motor bei "Hege Helping Hands" beerben wird. "Da muss man mit Herzblut dabei sein."

Und der Lehrer hat noch einen Wunsch: "Möglichst viele Schulen sollten ähnliche Gruppen wie 'Hege Helping Hands' einrichten und unser Modell als Vorbild oder Orientierung nehmen, denn wenn Schule aufs Leben vorbereiten soll, dann müssen unsere Kinder möglichst viel mit Kopf, Herz und Hand lernen."

Ein Blick über den Eppendorfer Tellerrand sei hierzu besonders gut geeignet. "Schule muss neben der Wissensvermittlung auch unbedingt die Gelegenheit zu sozialem Lernen bieten, denn gemeinnütziges Engagement ist ein wichtiger Bestandteil schulischer Bildung."

Grote weiß, dass er mit seinen Aktionen nicht jedes Kind erreicht, aber viele Samenkörner fallen auf fruchtbaren Boden. "Im Sommer kamen zwei Abiturientinnen aus diesem Jahr zu mir, die vor acht Jahren zum Gründungsteam von 'Hege Helping Hands' gehörten. Sie gaben mir 1000 Euro als Rest von ihrer Abiturfeier mit den Worten: 'Sie planen doch bestimmt schon wieder etwas.' Na klar. Denn es geht immer weiter. Don't talk, just do it!"