Samenspenderkind Svenja ist heute Mitte zwanzig und selbst Mutter von zwei Kindern. Seit Jahren ist sie auf der Suche nach ihrem Vater.

Seit 1970 sind in der Bundesrepublik etwa 100 000 Kinder nach einer Behandlung mit Samenspenden zur Welt gekommen - mit nicht unproblematischen Folgen. So ist Samenspenderkind Svenja, heute Mitte zwanzig und selbst Mutter von zwei kleinen Kindern, seit Jahren auf der vergeblichen Suche nach ihrem leiblichen Vater, wie wir im Januar in einem großen Bericht schrieben.

Aus den zahlreichen Zuschriften auf die Veröffentlichung (16.1.) hier einige Auszüge. Die Leser lehnen anonyme Samenspenden ab und vertreten eindeutig die Meinung: Jedes Kind, jeder junge Mensch, hat ein Recht zu wissen, wer seine leiblichen Eltern sind.

Der Mensch darf nicht alles

War es nicht schon immer mit Problemen verbunden, die "natürliche Ordnung", wie von der Schöpfung vorgesehen, zu durchkreuzen, auszuhebeln, auszutricksen? Der Mensch darf nicht alles, was "machbar" erscheint! Und will ich mich als Frau wirklich "paaren" mit einem Mann, von dem ich nichts weiß und den ausschließlich eine günstige Verdienstmöglichkeit interessiert hat?

Susanne C.

Mein Besuch in der Samenbank

Ein Besuch bei einer Samenbank kurierte mich von der Versuchung, das Angebot anzunehmen. Der Anblick eines zufällig anwesenden Spenders, der sein frisches Ejakulat am Tresen ablieferte, gab den Ausschlag. Im Gegensatz zu den Verheißungen der Firmenwerbung: Samen von gut aussehenden, intelligenten Athleten zu erhalten, sah dieser ausgezehrte Mann aus, als bräuchte er dringend eine gute Suppe, einen Job und vielleicht einen Arzt.

Helga B.

Unverantwortlich

Ich halte die künstliche Befruchtung für unverantwortlich, weil die Möglichkeit besteht, dass unwissentlich Blutsverwandte heiraten und Kinder mit schrecklichen Krankheiten bekommen.

Paula A.

Jeder will wissen, woher er kommt

Ich bin Japaner und lebe seit 40 Jahren in Deutschland, verheiratet mit einer Deutschen. Ich kann gut verstehen, warum Svenja Sehnsucht nach ihrem Vater hat, denn meine Mutter erzählte mir erst, als ich 19 Jahre alt war, dass sie nicht meine leibliche Mutter sei. Ihre Mitteilung war ein großer Schock für mich, ich habe geweint und meine Mutter gefragt, ob sie mich weiter lieben würde. Das hat sie mir versichert. Ich hatte große Sehnsucht, meinen leiblichen Vater und meine leibliche Mutter kennenzulernen, ohne Wissen meiner Adoptivmutter. Ich wollte unbedingt erfahren, was für Erbanlagen in mir waren, ob ich für meine leiblichen Eltern ein warmes, menschliches Gefühl, Liebe und Vertrauen entwickeln könnte, was für Menschen, Persönlichkeiten sie wären, was für ein Familienleben sie führten, welchen Beruf mein Vater hatte (er hätte vielleicht ein Krimineller sein können), was für eine Frau meine Mutter wäre (eventuell Prostituierte?), und warum ich adoptiert wurde. Ähnlich wie mir geht es sicher auch Kindern, die durch eine anonyme Samenspende gezeugt wurden.

Durch gute Beziehungen habe ich dann nach langer Suche herausgefunden, wer meine leiblichen Eltern waren. Meine Mutter war inzwischen verheiratet und eine ganz normale Hausfrau, mein Vater saß lange Zeit im Senat der Stadt Osaka und war ein recht bekannter Mann. Ich war schon Student, als ich meinen Vater kennenlernen wollte und erfahren musste, dass er ein Jahr zuvor gestorben war.

Ich bin davon überzeugt, dass Herkunft und genetische Veranlagung eine entscheidende Rolle in der Entwicklung eines Kindes spielen, mehr als Erziehung, und dass jedes Kind das Recht hat zu erfahren, wer seine leiblichen Eltern sind. Das gehört zu den Menschenrechten. Eine Mutter, die ein Baby durch künstliche Befruchtung mittels Samenspende eines Anonymen bekommt, ist m. E. egoistisch, weil sie ihr Kind als Besitz empfindet und sie das Recht des Kindes zu erfahren, wer der Vater ist, total ignoriert.

Kasuo U.

Der Gesetzgeber ist gefragt

Die Möglichkeit der Anonymität schreitet voran, sicherlich auch von einigen der Empfängerpaaren der Spenden erwünscht. Die Verheimlichung findet statt, nur allzu oft ist es bei vielen Paaren wieder die Scham angesichts von Unfruchtbarkeit.

Natürlich und verständlicherweise möchte der Spender anonym bleiben. Doch ist es wirklich so leicht zu verdrängen, dass es da irgendwo eine Anzahl von Kindern gibt?

Der Gesetzgeber sollte eine klare Leitlinie herausgeben, um genau diese Anonymität zu verhindern. Dies gilt auch für die Babyklappe und die anonyme Geburt, der Mensch hat ein Recht auf seine Identität!

Waltraut Sch.