Erfinderin des Muttertags selbst, die Amerikanerin Anna Jarvis, hat am meisten unter der Kommerzialisierung des Gedenktags gelitten.

Am Sonntag ist Muttertag - ein Tag, der jedes Jahr wieder ins Kreuzfeuer der Kritik gerät. Die einen wehren sich gegen den Appell an Gefühl und Geldbeutel. Die anderen kaufen mehr oder weniger überzeugt Blumen, Pralinen oder Parfüm für die Mutter. Wer will bestreiten, dass der Muttertag stark vermarktet wird.

Die Erfinderin des Muttertags selbst, die Amerikanerin Anna Jarvis, hat am meisten unter der Kommerzialisierung des Gedenktags gelitten. Jahrelang prozessierte die Tochter einer vermögenden Familie aus Virginia, USA, gegen etliche Unternehmen. Vergeblich. Verarmt, erblindet und verbittert starb sie 1948 in einem Armenhaus. Ihr Anliegen aber lebt weiter: den Müttern schon zu Lebzeiten an einem besonderen Tag im Jahr für all ihre Mühe und Liebe zu danken. Ich bin sicher, jede Mutter in unserem Land würde sich über ein liebevolles Zeichen der Aufmerksamkeit freuen, das nicht einmal Geld zu kosten braucht.

Der Tag aber kann auch dazu anregen, dass Mütter einmal Danke sagen für ihre Kinder. Wir vergessen, dass dieser Tag von manchen Frauen als besonders schmerzvoll erlebt wird. Von Frauen, die Mütter geworden sind "ohne sichtbares Zeugnis des Lebens, Mütter, die Abschied nehmen mussten von ihren Kindern, sie verloren, bevor sie sie begrüßen durften", wie es mir unsere Leserin Susanne Schniering in einem mich sehr berührenden Gespräch vortrug.

Vor 15 Jahren hatte sie nach einer Fehlgeburt eine Totgeburt erlitten. In ihrem unendlichen Schmerz half ihr der Gedanke, einen Gedenkplatz zu schaffen, an den sie ihre Trauer tragen konnte. Was sich seitdem getan hat, beschreibt sie in einem langen Brief auf dieser Seite. Ihr Anliegen: auch einmal die "unsichtbaren" Mütter zu Wort kommen zu lassen.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider