Bergedorfer Gymnasiasten organisieren heute Podiumsdiskussion mit Politikern. TV-Moderator Jörg Pilawa steht Pate

Lohbrügge. Wenn Bergedorfs Wahlkreiskandidaten für die Hamburgische Bürgerschaft sich in der vergangnen Woche rar gemacht haben, dann liegt das daran, dass sie sich intensiv auf eine Diskussionsrunde im Gymnasium Bornbrook vorbereiten mussten. Die Politiker sind gut beraten, themensicher vor ihr junges Publikum zu treten. Sie sollten vor allem ihre eigenen Lebensläufe auf ihre Wahlkampfaussagen und -versprechen abklopfen.

Sehr kritische Schüler werden nämlich heute den Kandidaten Dennis Gladiator (CDU), Jens Kerstan (GAL), Ties Rabe (SPD), Stephan Jersch (Die Linke), Heiko Pohse (FDP) genau zuhören. Die fünf Politiker haben ihre Teilnahme an der Podiumsdiskussion "WIR - Die Wähler von morgen" in dem Gymnasium am Schulenburgring zugesagt.

Viele Schulen bieten zurzeit Polit-Talks für Schüler an. Aber nur in Lohbrügge ging die Initiative für eine Gesprächsrunde der Wahlkreiskandidaten allein von den Schülern aus. Der Zehntklässler Fabian Albrecht und die drei Abiturienten Kai Gotthelff, Fabian Reimers und Michel Krempin haben die Politiker eingeladen. "Wir wollten schon immer mal eine politische Runde veranstalten", sagt Fabian Albrecht. "Uns fehlte nur das Thema.".

Schulleitung und Lehrer hätten zunächst skeptisch reagiert, sich aber vom Engagement des 20-köpfigen Organisationsteams überzeugen lassen. In Lehrer Peter Probst fanden die Schüler einen kompetenten Unterstützer. "Wir haben uns total gefreut, dass die Politiker, die wir angesprochen haben, auch gleich zugesagt haben." Sogar Spitzenkandidat Olaf Scholz (SPD) und Ex-Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hätten Interesse gezeigt. "Wir wollten aber ausschließlich Teilnehmer aus unserem Wahlkreis in der Runde haben", sagt Fabian Albrecht. "Es ist für unser Publikum viel interessanter, die Politiker kennenzulernen, die uns vertreten wollen." Schließlich gelang den Lohbrügger Schülern ein ganz großer Coup. TV-Moderator Jörg Pilawa lebt in der Schulnachbarschaft. "Wir sind bei ihm vorbeigegangen und haben ihn um seine Mithilfe gebeten." Pilawa habe sofort zugesagt. "Er will aber auf keinen Fall im Mittelpunkt stehen", sagt Fabian. Schüler Michel Krempin wird die Politikerrunde moderieren, Pilawa wird ihm als Profi zur Seite sehen und einspringen, "wenn es problematisch wird".

Das kann kaum passieren. Pilawa wird einen ruhigen Abend haben. Die Schüler haben die Gesprächsrunde nämlich bis ins Detail vorbereitet. Sie haben für einzelne Aufgaben Ausschüsse gebildet. Es gibt einen Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit, einen Technik-, einen Cateringausschuss und vor allem einen Research-Ausschuss, dessen Mitglieder Hintergrundinformationen zu den Politikern recherchiert haben.

Zudem besuchten die Schüler Wahlkampfveranstaltungen der Diskussionsteilnehmer. Alle 900 Schüler am Gymnasium Bornbrook konnten Fragen einreichen. Mit TV-Profi Pilawa haben sich die Schüler zweimal zur Beratung getroffen. "Er ist unheimlich nett, hat uns tolle Tipps gegeben. Ich soll den Politikern persönliche Fragen stellen", sagt Michel Krempin.

Ein Beispiel: "Ich frage sie nach ihrem Abi-Durchschnitt und ob sie glauben, dass sie heute das Abi auch in zwölf Jahren in der Profiloberstufe schaffen würden." Weil einige der Abiturienten bereits wahlberechtigt sind, fließt der Eindruck, den die Politiker in der Schule hinterlassen, in die Wahlentscheidung der Gymnasiasten mit ein. Alle Bornbrook-Schüler unter 18 nehmen an zwei schulinternen Abstimmungen teil.

"Wir gehen vor der Diskussion durch die Klassen und sammeln die erste Runde Wahlzettel ein", sagt Kai Gotthelff. Nach der Podiumsdiskussion wählen die Jugendlichen ein zweites Mal. Fabian Albrecht: "Dann können wir und natürlich auch die Politiker sehen, wie sie ihre Chancen genutzt haben, uns, die Wähler von morgen, von ihren Ideen zu überzeugen."

Die öffentliche Diskussion beginnt um 18 Uhr in der Pausenhalle am Schulenburgring 4.