Der Vorschlag von Schulsenator Wersich erhält große Zustimmung. Auch Walter Scheuerl lobt Entscheidung für längeres gemeinsames Lernen.

Hamburg. Schulsenator Dietrich Wersich (CDU) hat für seine Genehmigung von vier Schulversuchen zum längeren gemeinsamen Lernen ausschließlich Lob geerntet. Selbst Primarschulgegner Walter Scheuerl, der den erfolgreichen Volksentscheid gegen die Reform organisiert hat, ist einverstanden mit dem Vorgehen Wersichs. "Die jetzt erfolgte Genehmigung von nur vier Anträgen halten wir für gut hinnehmbar", sagte der parteilose Scheuerl, der auf Listenplatz fünf für die CDU zur Bürgerschaftswahl am 20. Februar kandidieren will. Die räumliche Auswahl der Schulen gewährleiste, dass in der Nähe jeweils auch vierjährige Grundschulen seien, "sodass keine Familie einem Druck ausgesetzt ist, ihr Kind in einen solchen Schulversuch zu schicken".

Wie berichtet sollen sechs Jahre gemeinsamer Unterricht vom nächsten Schuljahr an in einem zehnjährigen Schulversuch an vier Standorten erprobt werden: Rellinger Straße (Eimsbüttel), Vizelinstraße (Lokstedt), An der Burgweide (Wilhelmsburg/Kirchdorf Süd) und Grumbrechtstraße (Heimfeld). Das längere gemeinsame Lernen soll wissenschaftlich begleitet werden. Dabei spielen auch die Aspekte frühkindlicher Bildung eine zentrale Rolle und die Frage, welchen Weg die Schüler nach Klasse 6 und dem Wechsel auf eine weiterführende Schule nehmen. Drei Anträge auf einen Schulversuch hatte Wersich abgelehnt.

"Die Genehmigung der vier Anträge ist ein großer Erfolg für das außergewöhnliche Engagement der Schulen", sagte GAL-Bildungspolitiker Michael Gwosdz. Die Genehmigung zeige zugleich, dass der zehnjährige Schulfrieden, den CDU, SPD und GAL 2010 vereinbart hatten, "nicht gleichzusetzen ist mit Stillstand".

Die Initiative ProSchulreform begrüßte Wersichs Entscheidung. "Wir hoffen zugleich, dass auch die drei abgelehnten Anträge eine zweite Chance erhalten", sagte Stefanie von Berg, die Sprecherin der Elterninitiative. Auch Linken-Fraktionschefin Dora Heyenn freute sich über neuen Schulversuche. Dass aber drei Anträge abgelehnt wurden, sieht Heyenn als "Kniefall vor Herrn Scheuerl".

Scheuerl betonte, dass sich die Volksinitiative "Wir wollen lernen" nie gegen einzelne Schulversuche zur Primarschule ausgesprochen habe. In den gescheiterten Verhandlungen um einen Kompromiss im Primarschulstreit vor einem Jahr habe die Initiative sogar 50 solcher Schulversuche angeboten.

Dietrich Wersich soll am 24. Januar im Schulausschuss der Bürgerschaft die Gründe für seine Entscheidungen darlegen.