Die Projekte werden zehn Jahre lang wissenschaftlich begleitet

Hamburg. Vier Grundschulen dürfen vom kommenden Schuljahr an das längere gemeinsame Lernen bis zum Ende der sechsten Klasse erproben. Schulsenator Dietrich Wersich (CDU) hat einen zehnjährigen Schulversuch unter wissenschaftlicher Begleitung an vier Standorten genehmigt: Rellinger Straße (Eimsbüttel), Vizelinstraße (Lokstedt), An der Burgweide (Wilhelmsburg/Kirchdorf Süd) und Grumbrechtstraße (Heimfeld).

"Es handelt sich um einen anspruchsvollen Schulversuch", sagte Wersich dem Abendblatt. Die wissenschaftliche Begleitung schließe den Aspekt der frühkindlichen Bildung ein und werde die Schülerkarrieren über das sechste Schuljahr hinaus verfolgen. Ein Element des Schulversuchs sei der Vergleich mit einer Gruppe gleichaltriger Schüler, die das Regelsystem mit dem Wechsel nach der vierten Klasse durchlaufen.

Die Genehmigung des Schulversuchs ist an Auflagen geknüpft. So gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Eltern haben die Möglichkeit, ihr Kind schon nach der vierten Klasse auf ein Gymnasium oder eine Stadtteilschule zu geben. Am Ende der sechsten Klasse der Schulversuchsschulen entscheidet die Lehrerkonferenz, ob ein Kind auf das Gymnasium wechseln darf oder nicht.

Mit der Genehmigung des Schulversuchs findet die Debatte über die sechsjährige Primarschule, die das vergangene Jahr beherrscht hatte, ihr vorläufiges Ende. "Das ist ein sehr begrenzter und sorgfältig aufgebauter Schulversuch", betonte Wersich. Bei den Primarschulgegnern der Volksinitiative "Wir wollen lernen" und auch in den Reihen der CDU hatte es die Sorge gegeben, die frühere Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) könnte die Reform durch eine großzügige Genehmigungspraxis bei Schulversuchen gewissermaßen durch die Hintertür doch noch einführen.

Die vier Schulen, die nun mit dem Schulversuch beginnen werden, waren sogenannte Starterschulen, die als erste die Reform umsetzen sollten. Nach dem Volksentscheid am 18. Juli 2010 hatten die 23 Starterschulen zunächst im Rahmen des Vertrauensschutzes fünfte Klassen einrichten können. Doch das längere gemeinsame Lernen ist auf diesen einen Schülerjahrgang begrenzt.

Ursprünglich hatten sieben Schulen einen Antrag auf einen Schulversuch gestellt. "In der ersten Runde waren die Anträge nicht genehmigungsfähig", sagte Wersich, der die Schulen vor Weihnachten aufgefordert hatte, kurzfristig nachzubessern. Die Schulen Maretstraße (Harburg) und Slomanstieg (Veddel) wollten die sogenannte Langform (Klassen eins bis zehn) erproben. Doch das hat Wersich jetzt mit dem Hinweis abgelehnt, dass die Langform nicht mehr in das aktuelle Schulsystem passe, weil auch die Stadtteilschulen Oberstufen bis Klasse 13 hätten.