Das Christianeum und das Helene-Lange-Gymnasium sind im Abitur-Notenschnitt Spitze und die erfolgreichsten weiterführenden Schulen.

Hamburg. Das Christianeum in Altona und das Helene-Lange-Gymnasium in Eimsbüttel sind, gemessen an den Abiturnoten, die erfolgreichsten weiterführenden Schulen Hamburgs. Das geht aus einer Liste der Schulbehörde für den Abi-Jahrgang 2010 hervor. Beim sogenannten Turbo-Abitur nach acht Jahren liegt das Helene-Lange-Gymnasium mit einer Durchschnittsnote von 2,07 knapp vor dem Christianeum (2,08). Beim Abitur nach neun Jahren sind beide gleichauf (2,12). Die Gesamtschule Finkenwerder bildet mit einem Schnitt von 3,18 das Schlusslicht.

Gymnasien sind aber nicht immer erfolgreicher als Gesamtschulen. So erreichte die Max-Brauer-Schule in Altona einen Abi-Schnitt von 2,37 bei ihren Gesamtschülern, während das Harburger Lessing-Gymnasium auf 2,93 und das Lohmühlen-Gymnasium in Mitte sogar nur auf 2,96 kam.

Generell werden Hamburgs Abi-Jahrgänge stetig besser. Der Durchschnitt der diesjährigen Prüflinge liegt in der Hansestadt bei 2,49. In den vergangenen zwei Schuljahren meldete die Behörde jeweils einen Schnitt von 2,5 - in den sechs Schuljahren davor 2,6.

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Dass einzelne Schulen sich im AbiSchnitt um fast eine Note unterscheiden, ist für den Hamburger Erziehungswissenschaftler Professor Reiner Lehberger nicht erstaunlich. "Die über mehrere Jahre angelegte Untersuchung 'Aspekte der Lernausgangslage und der Lernentwicklung', kurz Lau-Studie genannt, zeigt, dass es entscheidende Faktoren gibt, die die Lernleistungen beeinflussen." Der Leiter des Zentrums für Lehrerbildung Hamburg nennt zunächst den wichtigsten Faktor: die sozialen Gegebenheiten.

"Das, was ein Kind schon von zu Hause mitbekommt, das sogenannte kulturelle Kapital, macht den Unterschied." Dort, wo ein intaktes Familienleben herrsche und sich die Eltern für die Bildung einsetzten, Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe, Bildungsreisen und Auslandsaufenthalte ermöglichten, hätten Schülerinnen und Schüler bessere Voraussetzungen, erfolgreich abzuschließen. In sozialen Brennpunkten hätten Kinder und Jugendliche quasi automatisch schon ungünstigere Startbedingungen als beispielsweise im reichen Hamburger Westen - "obgleich es da auch ab und zu mal Ausreißer gibt", so der Experte. Diese Differenz auszugleichen sei eine fast unmögliche Aufgabe für die Schulen. Denn: "Nur 30 Prozent der schulischen Leistung wird durch den Unterricht getragen."

Trotzdem spielt natürlich auch die Qualität des Unterrichts eine Rolle. Zum Teil könne sie vom Engagement eines einzelnen Lehrers abhängen. Grundsätzlich wird sie nach vier Kriterien bewertet, nämlich Transparenz, Strukturierung, Ergebnissicherung und Ausnutzung der Unterrichtszeit. An Gesamtschulen, die häufig eine heterogenere Schülerschaft als Gymnasien aufweisen, sei Letzteres schwierig: "Dort sind die Lehrkräfte schon zur Hälfte der Unterrichtszeit damit beschäftigt, überhaupt für Ruhe und Disziplin zu sorgen", sagt Reiner Lehberger.

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Ohnehin läge die Quote der Schüler, die an Gesamtschulen Abitur machten, im einstelligen Bereich. "Die wenigsten Schüler, die eine Gesamtschule besuchen, haben eine klare Empfehlung fürs Gymnasium." Dementsprechend schlechter sei oft auch die Leistung, die sich wiederum in der durchschnittlichen Abschlussnote zeigt.

In acht oder neun Jahren zum Abi - das macht im Hamburger Mittel so gut wie keinen Unterschied. Die Gesamtdurchschnittsnote für die "Turbo-Abiturienten" beträgt 2,44, für die "Neunjährigen" 2,41. Laut Lehberger sind "erhebliche Unterstützungsmaßnahmen" verantwortlich, dass die befürchteten Anlaufschwierigkeiten der G-8-Schüler offensichtlich ausgeglichen wurden.

Der Erziehungswissenschaftler weist darauf hin, wie wichtig ein gutes Schulklima für die allgemeine Lern- und Arbeitssituation ist. Vernünftige Gesamtschulkonzepte, die zum Beispiel eine Hausaufgabenbetreuung und gemeinsames Mittagessen umfassen, könnten viel Positives beitragen.

Aber auch Programme wie ein Schülerauschtausch oder Schulschwerpunkte etwa im sportlichen, künstlerischen oder musischen Bereich wirkten sich fördernd aus. Lehberger: "Mehrere Studien haben bewiesen, dass Schüler, die bereits früh mit Musik in Kontakt kommen, ihre kognitiven Fähigkeiten besser entwickeln und sich sozialer gegenüber ihren Mitschülern verhalten."