Alina Berthold schaffte ihr Abitur mit der Traumnote 1,0. Die ehrgeizige 18-Jährige: “Mit einer Abi-Note von 1,2 wäre ich nicht zufrieden gewesen.“

Hamburg. So einfach ist das also. "Schule war nie ein Problem für mich. Ich habe die Note geschafft, die ich mir vorgenommen habe", sagt Alina Berthold. "Und die ich meinem Opa versprochen habe", fügt die Schülerin, die im Juni 18 Jahre alt wurde, hinzu. "Er starb am 5. November 2009, nur wenige Monate vor meinem Abitur."

Alina Berthold ist eine von 12.929 Schülerinnen und Schülern des Doppeljahrgangs, die in diesem Jahr in Hamburg ihr Abitur bestanden haben. Aber sie ist auch eine von nur 145, auf deren Zeugnissen die Bestnote vermerkt ist. Eine Eins mit einer Null hinter dem Komma. Die Traumnote ist eine reife Leistung in der Reifeprüfung. Aber schlimmer hätte es für Alina nicht kommen dürfen: "Mit einer Abi-Note von 1,2 wäre ich nicht zufrieden gewesen."

Alina ist die Jüngste, die in diesem Jahr am Gymnasium Bondenwald ihr Abitur machte. "Weil ich immer sehr gute Noten hatte, fragten mich die Lehrer in jedem Schuljahr, ob ich eine Klasse überspringen möchte." So sei sie mit 13 Jahren aus der achten Klasse in die neunte gekommen. "Die Schulleitung fragte mich danach wieder, aber noch mal wollte ich nicht springen. Dann hätte ich mit 16 Jahren Abi gemacht."

Alina entschloss sich, in der elften Klasse ein Jahr lang zu studieren. "Parallel zur Schule ging ich an die Uni Hamburg und studierte Mathe. Meine Kommilitonen waren zehn Jahre älter. Viele von ihnen studierten Mathe auf Lehramt oder Wirtschaftsmathematik." Dies sei endlich einmal eine große Herausforderung für sie gewesen. "Der Stoff war neu für mich, und zum ersten Mal konnte ich nicht von Anfang an mitreden", sagt die Schülerin, die Mathe und Deutsch als Leistungskurse hatte. Die Zeit an der Uni sei eine wichtige Erfahrung für sie gewesen, ihr Leben sei bis dahin immer glatt verlaufen. "Bis zu dem Studium brauchte ich mich nie anzustrengen. An der Uni musste ich zum ersten Mal in meinem Leben andere fragen und sie um Hilfe bitten."

Sonst sei es immer ihre Tochter, die anderen hilft, sagt Alinas Mutter Simone Berthold. Seit vier Jahren gibt Alina drei Schülern Nachhilfe in Mathe, Chemie und Deutsch, auch während ihres Abiturs. Für ihr Abi habe sie immer erst am Tag vor der Prüfung gelernt. "Lernen ist nicht ganz das richtige Wort", sagt Simone Berthold. "Alina hat in ihre Schulbücher geschaut und in der Familie dann den Prüfungsstoff erzählt. Meine Tochter hat ein fotografisches Gedächtnis."

Mit ihrer Mutter und ihren drei jüngeren Geschwistern lebt Alina seit elf Jahren in einer Wohnung im Zentrum von Niendorf, am Tibarg. Je zwei Geschwister teilen sich ein Zimmer. Simone Berthold ist alleinerziehend und arbeitet als Kauffrau Teilzeit, um für ihre Kinder, die 13, 14, 16 und 18 Jahre alt sind, nach der Schule da zu sein. "Wenn die vier über ihre Sorgen, Nöte und Erlebnisse sprechen möchten, habe ich Zeit für sie." Eine kurze Erholungspause gönnt sich Alina nach ihrem Abi in Dänemark. Zusammen mit ihren Geschwistern, ihrer Mutter und ihrer Großmutter macht Alina dort Urlaub. "Danach geht es mit einer Freundin noch für eine Woche nach Mallorca."

Am 1. Oktober beginnt Alina ihr duales Studium bei Otto. Sie wird BWL und Englisch an der Hamburg School of Business Administration studieren und ihren Bachelor of Arts machen. "Ich wollte gern beides, Geld verdienen und studieren." Das Assessment Center bei Otto bestand die Schülerin mit Bravour. Noch nie habe jemand so gut beim Mathetest abgeschnitten, hieß es bei Otto. Zwischen Urlaub und Arbeitsbeginn hat Alina noch zwei Monate frei. Sie möchte diese Wochen nutzen, um zu jobben. "Ich spare für meinen Führerschein."

Bei aller Freude über ihren hervorragenden Schulabschluss legt Alina Wert darauf, nicht nur über Schule und Beruf zu sprechen. "Mit Schule habe ich mich nicht viel beschäftigt. Mir sind meine Freundinnen und gemeinsame Unternehmungen mit ihnen und mit meiner Familie wichtiger." Ebenso wie ihr Hobby. Alina spielt seit vier Jahren Fußball. Auch dabei spielte ihr Großvater eine wichtige Rolle. "Er hat mich für diesen Sport begeistert."

Welche Pläne und Träume hat Alina für ihre Zukunft? "Ich möchte eine eigene Familie haben, die Welt kennenlernen - und viel Geld verdienen."