Neun Grundschulen nutzen für ihren Plattdeutsch-Unterricht das Abendblatt-Buch

Chaline schnappt sich als erstes ein Abendblatt-Buch "Sprechen Sie Hamburgisch?" und schaut, ob ihr der eine oder andere plattdeutsche Begriff bekannt vorkommt. Insgesamt zehn Exemplare haben die Besucher vom Hamburger Abendblatt für Chaline und ihre Schulkameraden mitgebracht. Die Drittklässler lernen nämlich seit Herbst 2009 an der Aueschule Finkenwerder Niederdeutsch. "Das macht Spaß. Plattdeutsch ist klasse", sagt die neun Jahre alte Schülerin. Lehrerin Anja Meier, eine Expertin auf dem Gebiet, baut Plattdeutsch spielerisch in ihren Unterricht ein, "wann immer es passt".

Ab dem nächsten Schuljahr wird das anders: Dann ist Niederdeutsch Teil des Stundenplans. Zumindest für die Aueschule und weitere acht Grundschulen in den Vier- und Marschlanden sowie dem Alten Land. Als erste Schulen werden sie den Rahmenplan der Schulbehörde umsetzen, der vorsieht, dass alle Hamburger Schüler Plattdeutsch lernen. Noch ist das freiwillig.

Das Buch soll für Sprachvergleiche in der Klasse genutzt werden

Um die Lehrer bei ihrem Plattdeutsch-Unterricht zu unterstützten, spendet das Hamburger Abendblatt nun allen neun Grundschulen je zehn Bücher "Sprechen Sie Hamburgisch?", in dem rund 880 plattdeutsche Stichwörter und Redensarten erklärt werden. Bei der Übergabe der ersten Exemplare an die Aueschule Finkenwerder, haben die Schüler zu Ehren der Gäste das Märchen "De Hoos un de Swinegel" als Schattenspiel auf Plattdeutsch vorgetragen. Darüber freuen sich Jan Groß, Leiter Neue Produkte beim Abendblatt, und Peter Schmachthagen, Autor des Buches: "Wenn ihr euch weiterhin so viel mit Plattdeutsch beschäftigt, habe ich doch die Hoffnung, dass die Sprache eurer Großeltern nicht ausstirbt." Lehrerin Anja Meier will das Abendblatt-Buch vor allem für Sprachvergleiche einsetzen. "In der vierten Klasse ist Hamburg ein ganz wichtiges Thema, da passt das Buch sehr gut."

2011/2012 gibt es die ersten Plattdeutsch sprechenden Referendare

Ursprünglich wollte Birgit Freitag, Schulleiterin der Schule Altengamme-Deich, das "Sprechen Sie Hamburgisch?"-Buch selbst anschaffen. "Da passt die Spende jetzt wunderbar", sagt Freitag. Auch Vera Meyer von der Schule Arp-Schnitger-Stieg in Neuenfelde kommt das Lexikon gelegen: "Ich werde das Buch zur Fortbildung meiner Kollegen einsetzen und in den Klassen damit arbeiten." Schulleiterin Gabriele Bonschenk von der Schule Zollenspieker in den Vier- und Marschlande hat das Buch selber und findet es gut "zum Nachschlagen". Sie will es zur Lexikonarbeit mit den Kindern verwenden.

An den meisten der neun Grundschulen wird Plattdeutsch bereits unregelmäßig angeboten. Um die Sprache zu erhalten, hat Hamburg als erstes Bundesland, in dem Plattdeutsch gesprochen wird, die Europa-Charta zum Schutz von Minderheitensprachen unterschrieben. Noch gibt es allerdings nicht genügend Lehrer, die Plattdeutsch sprechen. Erst 2011/2012 soll es die ersten Referendare mit entsprechendem Staatsexamen geben.

Hamburger Schulen, die das Abendblatt-Buch "Sprechen Sie Hamburgisch?" für ihren Unterricht nutzen möchten, können sich melden bei: elena.riebschlaeger@axelspringer.de