Die Anmeldezahlen übersteigen die angebotenen Plätze um das dreifache. Katholische Einrichtungen wollen Schulgeld einführen.

Hamburg. Nach einem Boom von neu gegründeten Privatschulen in den vergangenen Jahren wird es in diesem Jahr in Hamburg voraussichtlich keine neuen Schulen in privater Trägerschaft geben. Die bestehenden 69 Privatschulen in Hamburg - neben 393 staatlichen Schulen - werden aber auch im kommenden Schuljahr weiter regen Zulauf haben.

So können im kommenden Schuljahr die katholischen Grundschulen 1148 Schüler in die ersten Klassen aufnehmen und 329 neue Schüler in die fünften Klassen der katholischen Gymnasien, sagte Matthias Nordbeck, EDV-Referent des katholischen Schulverbandes. Damit halten die katholischen Schulen ihre Zahlen aus diesem Schuljahr. Für das Schuljahr 2011/12 plant sein Schulverband, ein Schulgeld zu erheben: Monatlich 60 bis 80 Euro mit einer "sozialen Staffelung" sind vorgesehen, sagt Hermann Vortmann, Leiter des katholischen Schulamtes.

Nach Angaben der Schulbehörde wurden in den Jahren 2006 und 2007 jeweils acht Privatschulen genehmigt (beantragt waren insgesamt 24), im Jahr 2008 fünf neue Einrichtungen (sieben waren beantragt), im vergangenen Jahr dagegen gar keine (drei Anträge). Im laufenden Jahr liegen nach Angaben einer Behördensprecherin "keine Anträge für Schulneugründungen vor". Allerdings klage die Moderne Schule gegen die Ablehnung ihrer geplanten Grundschule und eines Gymnasiums. Auch die OKO Private School und ein Phorms-Gymnasium hatten 2009 keine Genehmigung erhalten.

Die kommerzielle Phorms-Gruppe, die insgesamt acht Schulen in deutschen Großstädten betreibt, hat derzeit massive Probleme in Niedersachsen. Die Grundschule in Hannover wird geschlossen. Auch in Hamburg wird die Kritik immer lauter. Die Phorms-Schule ist immer noch in Containern untergebracht, die Eltern haben einen Förderkreis gegründet, um die Schule finanziell zu unterstützen. Die "Financial Times Deutschland" berichtet, dass Phorms drei Millionen Euro Verlust in Hamburg eingefahren haben soll. Jennifer Kamlah, Pressesprecherin der Phorms Management AG, sagt: "Wir sind vom Standort Hamburg überzeugt und planen, die Schule weiter auszubauen."

Christian Schneider vom Landesverband Nord im Verband Deutscher Privatschulverbände bestätigt: "Die Anmeldezahlen für Privatschulen sind in der Regel zwei- bis dreimal höher als die Zahl der Plätze. Ich höre immer wieder, dass Schulen deshalb ganz auf Werbung verzichten." Die Flachsland Zukunftsschule in Alsterdorf, eine Grundschule mit Hort, die 2008 an den Start ging, unterrichtet 60 Kinder jahrgangsübergreifend und wird zum Herbst 40 neue Schüler aufnehmen. "Wir hätten auch 150 Schüler aufnehmen können", sagt Ulrike Voigtsberge, geschäftsführende Leiterin, "aber wir wollen langsam wachsen."

An den Brecht-Schulen wird es einen Zuwachs an Schülern geben, weil die Grundschule ab 2010/11 mit drei Klassen statt mit zwei starten wird.

Freie Kapazitäten hat dagegen das Alsterring-Gymnasium, das im Herbst 2008 als Ganztagsschule in türkischer Trägerschaft gegründet wurde. "Ich habe nur 13 Bewerber für das kommende Schuljahr", sagt Schulleiter Karsten Heyde. Die meisten der 44 Schüler seien Deutsche mit türkischem Hintergrund. Genommen wird nicht jeder. "Wir achten auf das Niveau unserer Schüler. Die Noten allein sind nicht entscheidend, es geht auch um das Arbeits- und Sozialverhalten."