Janine Baumgart-Horn gehört zu den ersten Absolventinnen einer neuen Management-Ausbildung für Pädagogen.

Winsen/Kiel. Michael Kiselowa sitzt fest auf seinem Stuhl. Es ist der Stuhl des Schulleiters am Luhe-Gymnasium in Winsen/Luhe. Der 59-Jährige ruht in sich selbst und in seinem Amt. Als Janine Baumgart-Horn den Raum betritt, begrüßt er sie außerordentlich freundlich. Dabei könnte es die 31-Jährige, die Geschichte und Englisch unterrichtet, eines Tages auf seinen Platz abgesehen haben - die Lehrerin bekommt heute ihre Urkunde. Sie hat sich mit dem Master-Studiengang "Schulmanagement und Qualitätsentwicklung" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel für Führungsaufgaben qualifiziert: eine Schule zu leiten.

Die Anforderungen an Schulleiter sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Schulen haben mehr Autonomie bekommen, Schulleiter haben verstärkt mit Budgets und Personalmanagement zu tun, müssen bei Neueinstellungen Leistungen beurteilen, alles Dinge, auf die ihre Lehrerausbildung sie nicht vorbereitet hat.

Michael Kiselowa hat keine Sorge, dass seine junge ehrgeizige Kollegin an seinem Stuhl sägen könnte, im Gegenteil: "Schon beamtenrechtlich sehe ich gar keine Probleme, weil sie mich ja nicht von diesem Stuhl stoßen könnte. Und qualifizierte Mitarbeiter im Haus zu haben, das kann nur mein höchstes Ziel sein, denn mit Kollegen zu arbeiten, denen man alles nachtragen, alles vortragen muss, was sie zu tun und zu lassen haben, ist eine außerordentlich hohe Belastung." Deshalb lasse er ausnahmslos alle Fortbildungswünsche seiner Mitarbeiter zu, "weil ich darin eine Wertsteigerung der Qualität der Arbeit an unserem Gymnasium sehe".

Gemeinsam mit Janine Baumgart-Horn erhalten 44 weitere Absolventen des im Oktober 2007 eingerichteten Studiengangs ihre Urkunden. "Ich bin stolz auf den Zuspruch aus so vielen Bundesländern und die Spitzenwerte bei den Rückmeldungen zum Gelernten im Studiengang", so das Resümee von Thomas Riecke-Baulecke, Chef des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH). Das IQSH hat gemeinsam mit der Uni Kiel den Studiengang konzipiert, der eine Brücke zwischen Praxis und Wissenschaft schlagen will. Schulleiter sei ein eigener Beruf, der einer akademischen Ausbildung bedürfe, so Riecke-Baulecke.

Das weckt bei manchen Schulleitern allerdings Ängste. Janine Baumgart-Horn weiß von mehreren Studienkollegen, deren Chefs das Weiterbildungsstudium nicht unterstützt, sondern es ihnen erschwert haben.

Baumgart-Horn hatte in einer Fachzeitschrift von dem Studiengang gelesen: "Ich dachte, das ist sinnvoll, das passt zu meiner Ausbildung, das bringt mich noch weiter." Sie hatte es im Kollegium übrigens nicht an die große Glocke gehängt, dass sie neben ihrem Vollzeitjob als Lehrerin auch noch studierte. "Der Titel des Studiums klingt auch so pompös. Da gucken einen alle an und fragen, was hast du denn noch vor?" Ihre Antwort: "Ich bin noch sehr jung und muss noch einiges an Erfahrung ansammeln, vorstellen kann ich mir, eine Schule zu leiten, aber erst später." Aus Prestigegründen habe sie jedenfalls nicht studiert: "Ich will mir keine goldenen Kärtchen drucken."