Zehntklässler des Gymnasiums Marienthal improvisieren Sketche rund um das Thema Zeitung. Auftakt der großen Abendblatt-Aktion.

Hamburg. Sie bekamen ein Stichwort zum Thema Zeitung, hatten zwei Minuten Vorbereitungszeit. Dann mussten sie auf die Bühne und einen kurzen Sketch vorführen. Für die Eröffnungsveranstaltung des Abendblatt-Projekts "Schüler machen Zeitung" (SMZ) haben 22 Zehntklässler des Gymnasiums Marienthal ihr großartiges Improvisationstalent bewiesen. Mit zehn witzigen Theatereinlagen haben sie ihre Schulkameraden gut auf das künftige Thema eingestimmt. Denn seit gestern steht bei rund 1550 Schülern aus 57 Klassen der Metropolregion Hamburg das Thema Journalismus auf dem Stundenplan.

Wie der Alltag in der Redaktion des Hamburger Abendblatts aussehen könnte, haben Tobias, Jessica und Philipp aus der Klasse 10a schon mal in ihrem Sketch unter dem Stichwort "Zeitdruck" vorgeführt. Eine Chefredakteurin, die unglaublich Druck machte, ein verzweifelter Reporter, dessen Telefon nicht funktionierte, und ein Techniker, der gleich eine neue Telefonanlage empfahl, sorgten für viel Gelächter.

Andere Schüler führten Szenen unter den Stichworten: "Betriebsbesichtigung", "Notiert" oder "Ausverkauft" vor.

"Das war spannend und sehr originell. Vor allem fand ich gut, dass die Schüler aktuelle Situationen aus der Redaktionswelt aufgegriffen haben", lobte Wolfgang Blümel, Geschäftsführer der Haspa-Hamburg-Stiftung, die Theaterimprovisationen. Die Stiftung, die sich die Leseförderung auf die Fahnen geschrieben hat, ist Partner der Gemeinschaftsaktion von Abendblatt, der Hamburger Bildungsbehörde und dem medienpädagogischen Institut Promedia.

Wie es wirklich hinter den Kulissen des Abendblatts aussieht, erfahren die Projektteilnehmer in den nächsten sechs Wochen. Sie werden in dieser Zeit entweder die Redaktion oder die Druckerei in Ahrensburg einmal besuchen.

Jeder Schüler wird zudem täglich eine Zeitung erhalten, selber recherchieren und Artikel schreiben. Diese Texte werden ab Ende November einmal wöchentlich auf einer Sonderseite im Abendblatt veröffentlicht. Die zehn interessantesten Artikel werden prämiert. Außerdem werden die Fotos aller teilnehmenden Klassen und ein Porträt ihrer Schule auch online bei abendblatt.de veröffentlicht.

Das Gymnasium Marienthal hat schön mehrfach bei der Abendblatt-Aktion teilgenommen. "Ich hoffe, dass ich die Schüler für das Schreiben von Artikeln und besonders für das Zeitunglesen gewinnen kann. Denn das fördert enorm die Lesekompetenz und auch das Allgemeinwissen", sagte Deutschlehrer Ralf Gutzeit. Er plant, künftig Montagmorgens ein Zeitungsfrühstück einzuführen.

Einige seiner Schüler lesen bereits täglich das Abendblatt. Denn seit dem Frühjahr bekommt die Schule zwei Zeitung-Abos durch die Paten-Aktion des Abendblatts gesponsert. Die Zeitungen hängen direkt vor der Cafeteria der Schule und werden von den Schüler rege in den Pausen genutzt. "Schüler, die nun häufiger das Hamburger Abendblatt lesen, kommen viel besser beim Unterricht mit. Sie sind besser in Gesellschaftsfächern, aber auch in den Naturwissenschaften", sagte Schulleiterin Christiane von Schachtmeyer. "Das Abendblatt bei uns in der Schule ist ein echter Gewinn."

Der 14 Jahre alte Philipp liest am liebsten in der Rubrik "Aus aller Welt", sein Freund Tobias (16) bevorzugt den Sportteil. Sie freuen sich beim SMZ-Projekt besonders darauf, Artikel selber zu schreiben. "Das ist mal eine völlig andere Art von Unterricht. Außerdem finde ich klasse, dass wir jeder einen Presseausweis bekommen", ergänzte Olivia. Der Presseausweis soll den Schülern die Recherche erleichtern.

Die 16 Jahre alte Schülerin ist zudem gespannt darauf, welche Themen die anderen Schüler aussuchen werden. Viele Schüler schreiben bei dem Projekt, das nun bereits in die 15. Runde geht, über das, was sie bewegt.

Sie beschreiben, wie man sich als Mobbingopfer fühlt, wie sie die Scheidung ihrer Eltern erleben, über ihre Hobbys oder ihre Alltagsprobleme. So entstehen Artikel aus einer Jugendperspektive, die Profijournalisten in dieser Form nicht aufschreiben könnten.

"Ich habe eine ziemlich engagierte und interessierte Klasse. Wir werden bei dem Projekt viel Spaß haben", prophezeite Deutschlehrer Ralf Gutzeit. Wenn seine Schüler beim Zeitunglesen nur halb so viel Freude haben wie beim Theaterspielen, dann wird die Aktion "Schüler machen Zeitung" für sie in jedem Fall ein voller Erfolg.