Die Gesamtschule Horn hat 250 Schulen aus ganz Deutschland abgehängt. Ihre Schüler bauen und verkaufen auch Instrumente.

Hamburg. Mancher Schüler hier hat fast so viel Bühnenerfahrung wie Peter Fox oder Thomas D - in dieser Schule spielt die Musik! Die Gesamtschule Horn, deren knapp 1000 Schüler aus den sozialen Brennpunkten Horn, Billstedt und Mümmelmannsberg kommen, hat in 40 Jahren so viele musikalische Aktivitäten entfaltet wie wohl nur wenige andere Hamburger Schulen. "Unsere Schüler sind eher an Computerspielen und Handys interessiert", sagt Arend Schmidt-Landmeier, Musiklehrer und Motor musikalischer Projekte, "aber wenn sie Musik machen, sind sie motiviert bis in die Fingerspitzen."

So viel Umtriebigkeit wird belohnt: Nach dem Schulmusik-Förderpreis "Musik gewinnt" 2007 und weiteren Auszeichnungen räumte die Schule jetzt einen ersten Preis im Bundeswettbewerb "Mixed up" ab. Mit ihrem Konzept hängte sie rund 250 Bewerber aus dem Bundesgebiet ab. Am 21. September wird der Preis auf Kampnagel überreicht, Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hält die Laudatio.

Was Schmidt-Landmeier und seine Kollegen Nis Nöhring und Jens Everling auf die Beine gestellt haben, würde Seiten füllen. Ein kleiner Überblick: viele Bands, darunter eine Steelband mit Original-Steeldrums aus Trinidad, neuerdings auch ein Banjo-Orchester, Gospelchöre und Kinderchöre, Hip-Hop-Battles und selbst geschriebene Musicals, die Schüler treten ständig bei Veranstaltungen in Hamburg und anderswo auf, sie spielen bei den Polizeishows, auf Stadtteilfesten und im Rathaus. Bekannte Musiker wie Stefan Gwildis oder Perkussionist Christian von Richthofen geben sich in Horn die Klinke in die Hand, es kommen viele Interessenten vorbei, um das Geheimnis der Horner Erfolge zu studieren (mehr unter www.musik-in-horn.de ).

Herz des Musikprofils der Schule ist aber das einzigartige Cajón-Orchester "United Sound Orchestra". Cajónes sind aus der Karibik stammende Kästen aus Sperrholz, auf denen der Spieler sitzt, während er sie anschlägt. Sie sind relativ leicht zu spielen und klingen doch fast wie ein ganzes Schlagzeug. "Schüler und Schülerinnen des Wahlpflicht-jahrgangs 7 bauten 2005 zum ersten Mal Cajónes", berichtet Schmidt-Landmeier, "das Projekt führte zur Gründung des weltweit ersten Cajón-Orchesters." Es folgten zahllose Auftritte, unter anderem bei der Gründung des World Future Councils auf dem Rathausmarkt.

Mittlerweile haben die Horner noch eins draufgesetzt: Sie gründeten 2008 die Schülerfirma "Wood 'n' Box" (hölzerne Kisten), die Cajónes selbst baut und günstig an Schulen, Kitas und Musiker verkauft. Die Schüler und ihre Lehrer bauten eine "Cincon" mit fünf Tonfeldern für Christian Richthofen und entwickelten die "Trejon" mit drei Tonfeldern, die das weltweit führende Perkussions-Unternehmen Meinl ins Programm übernahm.

So viel Aktivität bleibt nicht unbemerkt und wird inzwischen auch reich belohnt. Die Sponsoren stehen Schlange. Der Musiksoftwarehersteller Steinberg Media (Cubase) hat die Schule mit Software für ihr Aufnahmestudio ausgestattet. Yamaha spendete Keyboards und Gitarren, Olympus Audio-Hardware.

Trotz all der Erfolge ist man in Horn bescheiden geblieben. "Uns geht es um die Schüler", sagt Arend Schmidt-Landmeier, "viele leben in komplizierten Familienverhältnissen. Die Auftritte vermitteln ihnen Erfolgserlebnisse, die sie sonst kaum haben."