Teil der deutschen Gesellschaft zu werden, ist nicht schwer: Man muss sie nur respektieren und ein lebendiger Teil von ihr werden.

Hamburg. Es ist jetzt Donnerstagabend und wie jeden Abend läuft auch heute die "Tagesschau" im ARD. Wie gewöhnlich sitzen mein Vater und ich auf dem Sofa und verfolgen die neuen Geschehnisse des Tages. Ich denke mir, zum Glück ist es nicht Sonntagabend, denn da laufen immer diese langweiligen und sich immer wiederholenden politischen Debatten, die mein Vater sich immer voller Begeisterung und Erwartung anguckt.

Doch genau in dem Moment reißt mich ein bestimmtes Wort aus meinen Gedanken. Es ist ein Wort, das sich von den anderen Wörtern stark unterscheidet. Ein Wort, worüber man mehrere Stunden lang diskutieren könnte. Ein Wort, das vor ein paar Wochen Gesprächsthema Nummer eins auf allen Sendern, Zeitungen und Grund für intensive Debatten zwischen Politikern war. Es ist das Wort "Integration".

Wenn ich dieses Wort höre, fallen mir tausend Sachen innerhalb einer Sekunde ein. Dieses Wort hat etwas Unglaubliches an sich. Ich höre der Nachricht weiter zu, sehe, wie einige Politiker darüber diskutieren und ihre eigene Interpretation und Vorstellung zu diesem Thema liefern. Ich selbst bin ein Migrant, meine Eltern sind Immigranten aus der Türkei.

Schon von früher Kindheit an war es meinen Eltern wichtig, dass ich möglichst mit deutschstämmigen Freunden verkehre. Warum? Damit ich mich in die deutsche Gesellschaft möglichst gut integrieren kann, sagen sie mir heute, wenn ich sie darauf anspreche.

Ich fand es sehr schwer am Anfang, einen Anschluss in die deutsche Gesellschaft zu finden, da ich mit zwei verschiedenen Kulturen aufgewachsen bin. Doch warum legt Deutschland einen so großen Wert auf die Integration? Als ich meine Eltern frage, was eigentlich die Integration ist, sagen sie mir, dass es heißt, sich in eine Gesellschaft einzugliedern, Teil einer sozialen Gesellschaft zu sein, doch im Endeffekt versuchen sie mir zu vermitteln, ich müsse mir mein eigenes Bild darüber machen, was es heißt.

Heute weiß ich, was es bedeutet, ein integrierter Bürger zu sein. Sich zu integrieren bedeutet einfach gesagt nichts anderes, als die Welt da draußen zu akzeptieren und ein lebendiger Teil davon zu sein. Ich finde, wir Migranten sollten die deutsche Kultur, Sprache und Lebensweise genauso respektieren und versuchen zu verstehen wie die eigene auch, da unsere deutschen Mitbürger das Gleiche auch gegenüber unserer Kultur tun.

Ich fühle mich jedoch ein wenig provoziert und an der Nase herumgeführt, wenn sich Politiker mit diesem Thema nur einen Vorteil für den bevorstehenden Wahlkampf herausholen möchten und nur leere Versprechungen an den Tag bringen. Irgendwann ist man es nämlich leid, sich immer wieder das Gleiche anzuhören.

Meiner Meinung nach sollte mal ein junger integrierter Migrant zu einer politischen Debatte gehen und seine Meinung zu diesem Thema sagen, was er von der Integration hier im Lande hält, wie man sie eigentlich und an welcher Stelle fördern sollte. Meiner persönlichen Überzeugung nach kann man die Integration nur fördern, wenn alle sich darum bemühen und beteiligen, denn wenn jemand nicht bereit ist, etwas von sich aus zu tun, kann jeder Politiker sagen, was er will, es wird sich nichts daran ändern.