Die deutschen Nationalspielerinnen kicken momentan erfolgreicher als die Männer. Nur beim Verdienst hapert es nach wie vor

Dieses Jahr verteidigt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ihren Weltmeister-Titel in Deutschland. Und wie man schon im Testspiel gegen Nigeria vergangenen November gesehen hat (8:0), werden unsere Mädels die 31 anderen teilnehmenden Nationen vermutlich wieder in Grund und Boden bolzen. Wobei: Sie bolzen nicht. Frauen spielen anders als Männer. Technisch ausgereift und raffiniert.

Da kann man sich nur fragen, wieso der Frauenfußball erst 1970 offiziell vom DFB (Deutscher Fußball-Bund) gestattet wurde. Zuvor war Frauenfußball wegen "grundsätzlicher Erwägungen und ästhetischen Gründen" offiziell verboten.

Doch bereits im 19. Jahrhundert haben Französinnen mit einem mit Schleifchen verzierten Ball "la soule" gespielt. Danach haben sich auf der ganzen Welt viele Frauenmannschaften gebildet, nur durften sie nie auf den Vereinsplätzen spielen.

1920 fand die erste internationale Begegnung zwischen einer britischen und einer französischen Frauen-Fußballmannschaft statt. 1930 wurde der erste Deutsche Damen-Fußballclub (DDFC) in Frankfurt/Main gegründet, doch die Nationalsozialisten haben den Frauenfußball schnell wieder verboten. Denn das passte nicht zum damaligen Frauenbild.

1970 fand dann die erste inoffizielle Frauenweltmeisterschaft in Turin (Italien) statt. Doch die erste offizielle Weltmeisterschaft war erst 21 Jahre später in Südchina.

Von nun an ging es bergauf mit dem Frauenfußball und den internationalen Erfolgen: Schon 1995 sagte Joseph Blatter, Fifa-Chef: "Die Zukunft des Fußballs ist weiblich."

Die Frauennationalmannschaft ist bisher bereits siebenmal Europameister geworden und zweimal Weltmeister und ist in beiden Titeln derzeit amtierend.

Neben den Erfolgen werden die deutschen Nationalspielerinnen immer wieder ausgezeichnet. Die Deutschen Birgit Prinz und Fatmire Bajramaj buhlen zum Beispiel gerade mit der Brasilianerin Marta Veira da Silva um den Titel der Weltfußballerin des Jahres 2010. Prinz hat diese Auszeichnung bereits dreimal erhalten.

Doch von Titeln können sich die Spielerinnen nur wenig kaufen, solange ihre Bekanntheit und damit auch ihr Marktwert weit hinter denen ihrer männlichen Kollegen zurückbleibt. Keine Spielerin der Ersten Bundesliga ist Profi, alle müssen neben dem Fußball noch ganz normal arbeiten. Keine hat Werbeverträge, die ein Auskommen sichern. Vor etwas mehr als 20 Jahren erhielten die Fußballdamen zum Beispiel noch ein Kaffeeservice als Prämie für ihren EM-Titel.

Vielleicht ist die finanzielle Situation auch ein Grund dafür, dass von insgesamt 22 000 Talenten, die in DFB-Stützpunkten gefördert werden, nur 600 Mädchen sind.

Die Perspektive "Spielerfrau" ist offenbar attraktiver.

Ein weiteres Manko der weiblichen Nationalelf war ihr bisheriger Look. Schon immer mussten die Nationalspielerinnen die gleichen Trikots wie die Männer tragen. 1999 hatte der Deutsche Fußball-Bund immerhin zugestimmt, diese Trikots taillieren zu lassen, doch niemand dachte daran, die drei goldenen Sterne auf der Brust zu entfernen, die für die drei Weltmeistertitel der Herren standen.

Nach der Titelverteidigung 2007 durften sie dann endlich mit ihren selbst verdienten zwei Sternen auf der Brust spielen, und für die Weltmeisterschaft 2011 hat die Designerin Annette Kreis das Trikot entworfen. Sozusagen von Frau zu Frau.

Die Zukunft hat offensichtlich begonnen. Oder, wie in einer bekannten Frauenzeitschrift kürzlich stand: "Jetzt freuen wir uns auf den Sommerthriller 2011. Märchen sind was für kleine Mädchen."

Quellen: dfb.de, "Brigitte"