Hamburg. 50 Jahre sind eine Ewigkeit - vielleicht nicht in der Geschichte einer Stadt, wohl aber für ihre Bewohner. Es ist ein halbes Jahrhundert her, dass der Senat seinen historischen Aufbauplan präsentierte. Er zeigte, wie Hamburg wachsen sollte. Vieles wurde Wirklichkeit, etwa die "Stadt der Kontorhäuser", heute City Nord genannt, die Bebauung von Kleingärten oder die Errichtung von Hochhaussiedlungen. In einem Punkt aber irrten die Planer gewaltig: in ihrem Traum von der autogerechten Stadt.

Ursprünglich sollte ein Netz von mehreren Autobahnen den Stadtkern erschließen, eine weitere Querung der Außenalster inklusive. Aber nur auf wenigen Schneisen wie der Ost-West-Straße wurden diese Pläne in Beton gegossen, weil schon bald ein Sinneswandel einsetzte. Das Auto, Ideal und Freiheitssymbol einer ganzen Generation, wurde durch die Öl- und Umweltkrisen seit den 70er-Jahren zum Vehikel eines ideologischen Kulturkampfes. Grüne forderten, den Individualverkehr einzuschränken oder zu verdrängen, zuletzt verteidigte nur noch die CDU die freie Fahrt der freien Bürger.

Wenn heute ausgerechnet der schwarz-grüne Senat zum Bürgerfest am autofreien Sonntag lädt, zeigt sich wie entideologisiert und entkrampft die Debatte geworden ist - aber auch, wie sehr das Auto auf dem Rückzug ist. Mit der massiven Ausweitung der Tempo-30-Zonen, dem Konzept der Gemeinschaftsstraße und der geplanten Umweltzone ist der weitere Weg von der auto- zur "menschengerechten Stadt" schon vorgezeichnet. Allerdings, man erinnere sich an 1959, neigt die Politik offenbar zu Übertreibungen. Eine übertriebene Verdrängung oder gar Verteufelung des Autos nutzt niemandem und schadet allen - der Volkswirtschaft, dem Handel und den Bürgern. Gerade die derzeit diskutierte Citymaut könnte da des Guten zu viel sein.