Hamburg. Es ist ein unfassbarer Fall, mit dem sich die Hamburger Polizei beschäftigt. Sie ermittelt gegen einen 26 Jahre alten Mann, der versucht haben soll, gewaltsam die Fehlgeburt des Kindes seiner minderjährigen Freundin herbeizuführen. Dazu inszenierte der Mann Überfälle, bei der die werdende Mutter schwer misshandelt wurde.
Die Taten flogen erst jetzt auf, nachdem die junge Frau bei der Polizei eine Aussage machte, die den Mann schwer belastet. Das Kind ist mittlerweile geboren und gesund.
Bereits im Herbst 2019 kam es zum ersten Übergriff auf die damals 17-Jährige. Die junge Frau hatte Ahmad H. erzählt, dass sie schwanger sei. Was sie offenbar nicht ahnte: Der heute 26-Jährige wollte auf keinen Fall Vater werden.
Überfall auf schwangere 17-Jährige in Hamburg-Billstedt
Bei einem gemeinsamen Spaziergang in einer Parkanlage in Billstedt im Oktober 2019 passierte der erste „Überfall“. Ahmad H. hatte in arabischer Sprache telefoniert. Kurz darauf erschien ein Mann, der der damals 17-Jährigen ohne jede Ankündigung ins Gesicht schlug, ihr die Jacke über den Kopf zog, die Beine der am Boden liegenden Frau packte, hochzog und ihr mehrfach in den Bauch trat.
Ahmad H. tat damals noch so, als verfolgte er den kurz darauf flüchtenden Täter. Eine Anzeige bei der Polizei wurde nach dem Überfall nicht gestellt. Das Kind im Mutterleib, so hatte damals eine Untersuchung ergeben, war nicht geschädigt worden.
Im achten Monat schwanger: Komplize tritt in Bauch
Im April die zweite Tat. Wieder passierte es bei einem Spaziergang in Blohms Park an der Horner Landstraße. Diesmal hatte der Mann seine Freundin unter dem Vorwand eines Handykaufs in die Parkanlage gelockt. Ahmad H. telefonierte wieder in arabischer Sprache, kurz darauf erschien ein Mann.
Wie schon beim ersten Überfall versetzte er der jungen Frau einen Faustschlag ins Gesicht. Wieder wurde der werdenden Mutter, die bereits im achten Monat schwanger war, eine Jacke ins Gesicht gedrückt, die Beine hochgezogen und mehrfach in den Bauch getreten.
Nachdem der Täter geflüchtet war, fügte sich, so der Stand der Ermittlungen, Ahmad H. selbst Schnittverletzungen zu. Dann wurde die Polizei gerufen.
Kind kommt per Notkaiserschnitt zur Welt
Den Beamten gegenüber behauptete der Mann, dass er und seine Freundin Opfer eines Raubüberfalls geworden seien. Die junge Frau kam ins Marienkrankenhaus. Dort kam am Tag danach ihr Kind durch einen Notkaiserschnitt zur Welt. Es ist gesund.
Der Frau dämmerte es danach, dass die Überfälle kein Zufall gewesen sein könnten. Auch die Polizei ermittelte bereits in diese Richtung. In Vernehmungen bestritt der 26-Jährige aber alle Vorwürfe.
Schließlich gestand kurz vor Weihnachten Ahmad H. der Mutter gegenüber ein, dass er die Überfälle inszeniert hatte. Zwei Landsleute will der Syrer dafür bezahlt haben. Auch er selbst, davon gehen Ermittler aus, hatte die junge Frau bei den inszenierten Überfällen getreten, nachdem ihr die Jacke über das Gesicht gezogen worden war und sie nichts mehr sehen konnte.
Ahmad H. droht junger Mutter Gewalt an
Auch drohte der Mann der jungen Mutter an, ihr Gewalt anzutun, wenn sie der Polizei von seinem Geständnis ihr gegenüber berichte und er deswegen ins Gefängnis müsse. Ermittlern wurde das erst Anfang Januar bekannt. Sie erwirkten sofort einen Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr gegen den Mann.
Der 26-Jährige sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Einer der beiden Komplizen konnte mittlerweile identifiziert werden. Ob er womöglich beide Überfälle begangen hat oder ob es tatsächlich einen weiteren Beteiligten gibt, sollen weitere Ermittlungen der Kripo klären.
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Beide Männer werden sich wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchten Schwangerschaftsabbruchs gegen den Willen der Mutter vor Gericht verantworten müssen. Ihnen drohen, auch wegen der besonderen Brutalität der Taten, mehrjährige Haftstrafen.
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