Hamburg. Die Polizei der Hansestadt reagiert auf die Terroranschläge von Paris und stellt das Mobile Einsatzkommando (MEK) neu auf. Mit der Umstrukturierung soll die Einsatzbereite Gruppe (EB) der Spezialeinheit in die Lage versetzt werden, zur gleichen Zeit an mindestens zwei Stellen einzugreifen. Am 13. November vergangenen Jahres hatten islamistische Terroristen in Paris an fünf verschiedenen Orten zugeschlagen und dabei 130 Menschen getötet und 352 verletzt.
Wenn es um die Festnahme bewaffneter oder besonders gefährlicher Täter geht, ist in Hamburg das MEK zuständig. Die Einheit verfügt über speziell ausgebildete und ausgerüstete Polizisten. Eine Gruppe des MEK ist immer in Bereitschaft, um bei plötzlichen Lagen sofort eingreifen zu können. Die Beamten sind nach dem offiziellen Dienst weiter in Rufbereitschaft und dürfen beispielsweise in dieser Zeit keinen Alkohol trinken.
Bislang sahen die Szenarien Einsätze dieser Gruppe an einem Tatort vor. Entsprechend ist die EB aufgestellt. Die Terroranschläge von Paris haben die Polizei dazu gezwungen, dieses Konzept zu überarbeiten. Durch zusätzliche MEK-Beamte, die dieser Gruppe zugeordnet werden, soll sich die EB im Notfall teilen können und trotzdem stark genug sein, um auch gegen schwer bewaffnete Terroristen bestehen zu können. Dafür sind die Beamten unter anderem mit Maschinenpistolen mit Lichtpunktvisieren, Sturmgewehren und speziellen Schutzwesten ausgestattet, die durch zusätzliche Platten auch Beschuss aus Kriegswaffen aushalten. Über so eine Ausrüstung verfügt in der Hamburger Polizei nur das MEK. Nach den Terroranschlägen von Paris ist außerdem geplant, die Ausrüstung des MEK noch einmal zu modifizieren und zu ergänzen, um besser für Terrorlagen gerüstet zu sein.
MEK nach Münchner Terroranschläge gegründet
Das MEK wurde im November 1972 als Reaktion auf den Terroranschlag von München gegründet. Damals hatten Palästinenser vom Terrorkommando „Schwarzer September“ die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in deren Unterkunft überfallen. Zwei Sportler wurden getötet, weitere als Geiseln genommen. Ein Befreiungsversuch der auf solche Lagen nicht vorbereiteten Polizei auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck endete mit einem Massaker. Neun Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen starben.
Terroreinsätze spielten nach der Gründung des MEK zunächst kaum eine Rolle. Der erste große Einsatz war die Räumung eines besetzten Hauses in der Ekhofstraße 1973. Im Jahr darauf erschoss ein MEK-Mann am Steindamm einen Bankräuber, der zuvor einen Polizisten getötet und Geiseln genommen hatte. Spektakuläre Festnahmen wie die Verhaftung des St.-Pauli-Killers Werner „Mucki“ Pinzner, die Dagobert-Erpressung, die Reemtsma-Entführung und die Otto-Erpressung in den 90er-Jahren waren die großen Fälle der Einheit.
Neue Festnahmen nach Pariser Terroranschlägen
Mit Terror hatte das MEK erst nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zu tun. Die Spezialeinheit war bei der Durchsuchung der Wohnungen von Angehörigen und Unterstützern derjenigen Attentäter eingesetzt, die in Harburg an der Technischen Universität studiert hatten.
Heute nimmt das MEK im Alltag vor allem Observationsaufgaben wahr. Nur ein Teil der Beamten ist für die Aufgaben eines Sondereinsatzkommandos (SEK) ausgebildet, das die spektakulären Zugriffe durchführt. Dafür gibt es mehrere Gruppen, die jeweils zusätzlich noch für Einsätze in Flugzeugen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgebildet sind. Zuletzt war das MEK vor wenigen Tagen an der Großrazzia gegen Hells Angels beteiligt, bei der die Polizei 20 Objekte durchsuchte und zwei Haftbefehle vollstreckte. Bei solchen länger vorbereiteten Einsätzen ist die Spezialeinheit schon jetzt in der Lage, an zahlreichen Punkten gleichzeitig zuzuschlagen.
Hamburg gedenkt der Terroropfer von Paris
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