Hamburg. Der Jugendschutz der Polizei ist stark unterbesetzt. Das zeigt zumindest eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten der CDU, Christoph de Vries. Laut Stellenplan sollen 59 Beamte in diesem Bereich eingesetzt werden. Tatsächlich sind aber statistisch lediglich 39,5 dieser Stellen besetzt. „Jede dritte Polizeistelle in dem Bereich ist damit derzeit unbesetzt und wird zweckentfremdet für andere polizeiliche Aufgaben“, sagt de Vries. Seine Schlussfolgerung: „Die Hamburger Polizei ist damit aktuell nicht in der Lage, ihre originären Jugendschutzaufgaben vollständig zu erfüllen.“ Dazu gehören neben dem Aufsuchen von Treffpunkten der Jugendlichen auch tatzeitnahe Durchführung von Norm- und Hilfegesprächen.

„Wenn ich an die salafistischen Aktivitäten in Billstedt und Hamm, die hochproblematische Gruppe junger Nordafrikaner rund um den Hauptbahnhof und die stetig steigende Zahl von Gewaltvorfällen an Hamburger Schulen denke, ist mir völlig rätselhaft, warum der polizeiliche Jugendunterschutz unter der Führung von Innensenator Michael Neumann einen so geringen Stellenwert hat“, meint de Vries. Die Diskrepanz zwischen vorhandenen und tatsächlich besetzten Stellen liegt an der hohen Zahl von Mitarbeitern des Jugendschutzes, die in anderen Bereichen der Polizei eingesetzt sind. Statistisch sind es 17,23 Mitarbeiter die beim Jugendschutz geführt, tatsächlich aber im Vollzugsdienst der Wachen, als Lehrer an der Polizeiakademie, in verschiedenen Funktionen im Landeskriminalamt oder Verkehrsermittler eingesetzt werden.

Mirko Streiber, Sprecher der Hamburger Polizei, will die Kritik so nicht stehen lassen. „Der Jugendschutz ist stark entlastet worden. Einsätze bei Fußballspielen gehören nicht mehr zu den Aufgaben.“ Zudem würden Jugendschutzaufgaben heute von zahlreichen Dienststellen übernommen.