Hamburger Mordkommission ermittelt. Körper des Kindes voller Gewaltspuren

Hamburg. Entsetzen in Hamburg: Ein drei Jahre altes Mädchen aus Billstedt ist am Mittwochmorgen möglicherweise Opfer eines Gewaltverbrechens in der eigenen Familie geworden. Das Kind lag leblos in der Wohnung. Ein Notarzt konnte es nicht wiederbeleben. Die Eltern des Kindes, 25 und 26 Jahre alt, wurden festgenommen. Gegen sie ermittelt die Mordkommission jetzt wegen Tötungsverdachts. Die Staatsanwaltschaft prüft einen Haftbefehl.

Wie eine Eil-Obduktion des Leichnams ergab, starb das Kind nach einem Leberriss an inneren Blutungen. „Zudem weist der Körper des Kindes Verletzungen auf, die durch körperliche Gewalteinwirkung entstanden sein könnten“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin.

Der Notarzt war von der Mutter des Kindes gegen 5 Uhr früh in die Wohnung im Viertel Mümmelmannsberg gerufen worden. Die 26-Jährige behauptet, die kleine Yagmur Y. sei vom Kinder- ins Wohnzimmer gelaufen und dabei gestürzt. Sie habe Erste Hilfe geleistet. Nach Abendblatt-Informationen aber waren Körper und Gesicht der Dreijährigen mit Blutergüssen übersät. Der Notarzt rief deshalb sofort die Polizei, die eine Eilsektion in der Rechtsmedizin anordnete. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind durch Misshandlungen in der jüngsten Zeit bereits so stark verletzt worden war, dass der Sturz schließlich zum Tod führte.

Yagmur Y., Kosename Yaya, war kurz nach der Geburt in eine Pflegefamilie nach Rotherbaum gekommen – offenbar, weil ihre leiblichen Eltern mit dem Kind überfordert waren. Allerdings hielten sie durchgehend den Kontakt zu ihrem Kind aufrecht. Anfang 2013, also zu einem Zeitpunkt, zu dem das Mädchen noch in der Pflegefamilie war, aber gleichzeitig Kontakt zu seinen leiblichen Eltern hatte, kam es mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus – möglicherweise Folge einer Misshandlung. Seither ermittelt die Polizei gegen die leiblichen Eltern.

Der Vertrag mit der Pflegefamilie wurde beendet, das Mädchen kam in staatliche Obhut. Unklar ist, welche Einrichtung sich in dieser Zeit um das Kind kümmerte. Im Sommer 2013 wurde das Mädchen dann an seine leiblichen Eltern zurückgegeben.

Andy Grote, Chef des Bezirksamts Mitte, sagte: „Der Tod des Mädchens hat bei mir große Betroffenheit und Bestürzung ausgelöst. Dieser Fall geht mir sehr nah, auch weil er unter Jugendamtsbetreuung geschah.“ Erstmals sei das Jugendamt seines Bezirks am 1. Juli 2013 für die Familie zuständig geworden. Am 2. August zog die Familie in eine gemeinsame Wohnung. Es habe, so Grote, „viele Kontakte“ zwischen dem Jugendamt und der Familie gegeben. Dazu hätten auch Hausbesuche gehört. „Es gab in der ganzen Zeit keine Meldung auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung.“ Wie dies zu den Polizeiermittlungen passt, bleibt zunächst offen. Grote versprach, den Fall „politisch und moralisch“ aufzuarbeiten. „Wir werden alles zusammentragen.“

Die Eltern werden seit Mittwochmorgen von der Polizei vernommen. Bisher bleibt die Mutter bei ihrer Aussage, wonach das Kind gestürzt sei und nicht mehr atmete. Der wegen Körperverletzung polizeibekannte Vater machte keine Angaben, soll zum Tatzeitpunkt aber nicht in der Wohnung gewesen sein.