Das Winterwetter verursacht erhebliche Verkehrsstörungen. Streudienste fahren rund um die Uhr. Die Prognose lautet: Es bleibt frostig.

Hamburg. So wunderschön das Winterwetter, so sehr ächzt der Hamburger Verkehr unter der weißen Last. 25 Kilometer Stau von Henstedt-Ulzburg bis zum Elbtunnel: Das war die Rekordlänge am ersten echten Hamburger Schneetag des Winters, gemessen gegen 8 Uhr am Morgen. Nächtliche Bauarbeiten und ein Unfall am frühen Morgen ließen den Verkehr am Nadelöhr weitgehend zum Erliegen kommen.

Aus dem Süden staute sich der Verkehr auf bis zu 14 Kilometer Länge, wie Thorsten Jensen von der Verkehrsleitzentrale Dienstagnachmittag am Ende einer turbulenten Schicht zu berichten wusste. Turbulent war sie, weil auch auf den anderen Autobahnen reger Verkehr herrschte. Jensen: "Auf der A 23 gab es 14 Kilometer zwischen Tornesch und dem Kreuz Nordwest Stau, auf der A 24 stauten sich die Autos von Witzhave bis zum Horner Kreisel auf 17 Kilometern. Auch weil in Horn ein Lkw liegen geblieben war." Im Vergleich geradezu flüssig lief der Verkehr in der Innenstadt und auf der A 1. Jensen lobt Hamburgs Autofahrer: "Sie sind umsichtig und mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs gewesen." Bei insgesamt 68 Unfällen im Stadtgebiet (davon sechs auf den Autobahnen) gab es lediglich sechs Leichtverletzte. Die Feuerwehr rückte zu 900 Einsätzen aus - ein Drittel mehr als an gewöhnlichen Tagen.

Auch für den Winterdienst der Stadtreinigung ist die aktuelle Wetterlage eine echte Herausforderung - gerade dann, wenn wie in der Nacht zu Dienstag die Straßen durch überfrierende Nässe vereisen. Früher als erwartet sei der Winter über die Stadt hineingebrochen, sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. Folge: Bis zu 1000 Mitarbeiter (die Hälfte in Subunternehmen) des Winterdienstes sind mit ihren Streufahrzeugen im Dauereinsatz, um die Hauptverkehrsstraßen, 10.500 Fußgängerüberwege und Zebrastreifen, Bushaltestellen, verkehrswichtige Radwege und anliegerfreie Gehwege von Schnee und Eis zu räumen. "Für Anfang Dezember ist das schon ungewöhnlich", sagt Fiedler. 15 schwere seien fest einkalkuliert. "Und drei haben wir schon verbraucht", sagt Fiedler.

Von 1 Uhr an waren 370 Streufahrzeuge auf den Straßen im Einsatz. Wie üblich begann der Winterdienst früh in der Nacht, um zu verhindern, dass die Streufahrzeuge im morgendlichen Berufsverkehr stecken bleiben. Bis zu 20 Gramm Feuchtsalz wurden pro Quadratmeter Fahrbahn gestreut.

Die bisher aufgebrauchten Mengen Salz hat die Stadtreinigung bereits wieder aufgefüllt. Rund 20.000 Tonnen trockenes rieselfähiges Steinsalz lagern in den Silos der Stadtreinigung. Zudem hat die Stadtreinigung 50 kleine, mobile Silos mit feinkörnigem Kies im gesamten Stadtgebiet aufgestellt, um Zeit beim Nachladen zu sparen. "Das reicht für 40 Einsatztage", sagt Fiedler.

Alles Eis schafft aber auch die Stadtreinigung nicht fort, und wenn die Mieter und Grundeigentümer ihre Streupflicht ignorieren, kann das für Passanten böse ausgehen. Trotz der teils eisglatten Wege blieb es am Dienstag in den Notaufnahmen der Asklepios-Kliniken ruhig - zur Überraschung der Ärzte, von denen viele morgens bei einem Blick auf die Winterlandschaft mit dem Schlimmsten gerechnet hätten, sagt Mathias Eberenz, Sprecher der Klinik-Gruppe. Kein Vergleich jedenfalls zum 6. Januar 2011, als 200 Patienten die Notaufnahmen an den Rand ihrer Kapazität brachten.

Die Ärzte beschäftigen sich vor allem mit den üblichen, glatteisbedingten Verletzungen: Unterarm- und Sprunggelenksfrakturen sowie Prellungen nach Stürzen aufs Steißbein. Zudem überschätzen viele Menschen immer wieder ihre eigene Leistungsfähigkeit, sagt Eberenz. Gerade erst sei ein 80-jähriger Mann aus Wandsbek beim Schneeschippen zusammengebrochen und mit einem Herzinfarkt in die Klinik eingeliefert worden. Er überlebte. Eberenz: "Dass bei Menschen der Kreislauf schwächelt, gerade bei für sie ungewohnten Tätigkeiten, ist gar nicht mal so ungewöhnlich, wie man denkt."

Bis zum Wochenende bleibt das winterliche Wetter Hamburg erhalten. Tagsüber sagt der Deutsche Wetterdienst Temperaturen um den Gefrierpunkt voraus, nachts wird es mit minus fünf Grad knackig kalt. Mit Temperaturen von bis zu minus zehn Grad wird es Freitagnacht dann richtig frostig. Am Sonnabend dann drehen die Temperaturen womöglich wieder ins Plus. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kälte anhält, ist aber fast ebenso hoch", sagt Jutta Perkuhn, Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes.