Nachdem sich einer der Täter freiwillig gestellt hat, nimmt die Polizei den zweiten auf der Straße fest. Das Opfer ringt weiter mit dem Tod.

Hamburg. Drei Tage nach der beinahe tödlichen Schlägerei am U-Bahnhof Niendorf-Markt hat die Polizei die mutmaßlichen Täter gestellt. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte sich der 29 Jahre alte Manuel W. bereits am Montag der Polizei gestellt. Sein Komplize Nehat H., 32, wurde gestern am Bezirksamt Eimsbüttel von Zivilpolizisten festgenommen. Er hat die Tat gestanden.

Das Opfer des Angriffs liegt mit mehreren Schädelbrüchen auf der Intensivstation. Sein Zustand ist nach wie vor lebensbedrohlich. Die Täter haben laut Ermittlungen der Polizei in der Nacht zum Sonntag zunächst zwei Frauen, darunter die Freundin des späteren Opfers, belästigt.

Das spätere Opfer war daraufhin im U-Bahnhof auf die Täter zugegangen und wollte sie zur Rede stellen. Aus dem Streit entwickelte sich eine Rangelei. Dabei wurde der 40-Jährige von einem Faustschlag getroffen. Er schlug mit dem Kopf auf den Bahnsteig. Der Angriff ist auf Videoaufnahmen aus den Überwachungskameras des Bahnhofs gut zu erkennen.

Die Polizei ist laut Gesetz dazu verpflichtet, vor der Veröffentlichung der Bilder intern zu fahnden. Das heißt, dass zuerst Beamte die Bilder sichten müssen. Und tatsächlich erkannten sie Nehat H. wieder. Da er allerdings keinen festen Wohnsitz hat, konnten sie ihn zunächst nicht ermitteln. Aus den Aufnahmen ging hervor, dass er mit der Faust auf das Opfer eingeschlagen habe.

Am Montag meldete sich dann Manuel W. über seinen Anwalt bei der Polizei. Er sagte, dass er einer der Gesuchten sei und sich stellen wolle. Kurz darauf erschien er im Polizeipräsidium. Er machte allerdings keine Aussagen, gab lediglich seine Personalien an. Auch zu seinem Komplizen machte er keine Angaben.

Nachdem die Beamten der Mordkommission ihn für die Ermittlungsakten fotografiert, seine Fingerabdrücke und DNA-Spuren gesichert hatten, ließen sie ihn wieder auf freien Fuß. Schließlich galt sein Komplize nach Auswertung der Videobilder als Hauptverdächtiger. Zudem habe er einen festen Wohnsitz und einen Arbeitsplatz. Er selber ist wegen Bedrohung bereits polizeibekannt.

Gestern erhielten die Fahnder einen Tipp, dass Nehat H. zum Bezirksamt Eimsbüttel gehen wolle, um sich dort einen Rechtsbeistand zu holen. Als er dort eintraf, nahmen Fahnder den Mann fest. Auch er ist wegen Körperverletzungsdelikten und Raubes bereits aufgefallen. "Bei der Vernehmung durch Beamte der Mordkommission hat er die Tat eingeräumt", sagte Polizeisprecher Holger Vehren.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Die Staatsanwaltschaft kündigte an, einen Haftbefehl zu beantragen. "Wir ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Da Nehat H. aus Serbien-Montenegro stamme und keinen festen Wohnsitz habe, bestehe Fluchtgefahr. Ein Haftrichter wird heute über den Antrag der Staatsanwaltschaft entscheiden.

In einem anderen Fall eines lebensgefährlichen Angriffs wird der Polizeiverein Hamburg heute zwei couragierte Bürger ehren. Wie berichtet, waren vor einer Woche ein Mann und eine Frau beherzt dazwischengegangen, als ein 26-Jähriger einen 33 Jahre alten Mann in einem HVV-Bus in Steilshoop niedergestochen hatte. Die Helfer erhalten den erstmals verliehenen Hamburg-Preis für Zivilcourage in Höhe von 1000 Euro.