Der Angreifer sticht seinen Kontrahenten in den Rücken. Fahrgäste versuchen den Streit zu schlichten. Das Opfer schwebt in Lebensgefahr.

Hamburg. In aller Ruhe öffnete der Mann seinen Rucksack. Er nahm Handschuhe heraus und zog sie über. Dann griff er zu seinem Messer mit der 14 Zentimeter langen Klinge, ging auf sein Opfer zu und stach es ihm in den Rücken. Alles vor den Augen von entsetzten Fahrgästen im Bus der Linie 26.

Die blutige Szene spielte sich am Mittwochabend in Steilshoop ab. Der Afghane Balal L., 26, der spätere Täter, und der 33 Jahre alte Inder Karinder S. standen zunächst gemeinsam an der Bushaltestelle. Nach Aussagen des Festgenommenen bei der späteren Vernehmung sei es bereits dort zu einem Streit gekommen. Den Grund für die Auseinandersetzung erfuhren die Beamten allerdings nicht.

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Trotz des Streits stiegen die Kontrahenten gemeinsam in den Bus ein. Dort kam es laut Zeugenaussagen zu einem Gerangel zwischen den beiden. Dass Videokameras im Bus installiert waren und sogar große Schilder darauf hinwiesen, störte sie offenbar nicht. Immerhin gingen zwei Fahrgäste, ein Mann und eine Frau, zwischen die Männer und trennten sie zunächst.

Doch der Streit war nur scheinbar vorüber. Balal L. stürzte sich mit dem Messer auf sein Opfer. Als Karinder S. versuchte zu flüchten, stieß L. dem 33-Jährigen das Messer in den Rücken. Er traf dessen Lunge und eine Arterie. Erneut griffen mehrere Fahrgäste ein. Sie hielten den Angreifer davon ab, erneut auf den bereits lebensgefährlich Verletzten einzustechen.

Eine Frau zog den stark blutenden Mann aus der Reichweite des Täters, während der Busfahrer den Bus nach nur einer Haltestelle am Gustav-Seitz-Weg stoppte. Ein weiterer Mann versuchte Balal L. festzuhalten. Doch der riss sich los und flüchtete.

Die alarmierte Polizei nahm den Täter kurz darauf an der nur wenige Hundert Meter entfernten Straße Olewischtwiet in Bramfeld fest. Nach der Vernehmung kam er in Untersuchungshaft. Das Opfer schwebt nach Polizeiangaben immer noch in Lebensgefahr. Es liegt auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Der Zustand soll sich mittlerweile stabilisiert haben.

Die Polizei sicherte die Bilder aus der Überwachungskamera des HVV-Busses. Auf diesen ist der Angriff, so heißt es, in einer sehr guten Qualität dokumentiert. Obwohl es genug Zeugenaussagen gibt, die den Täter überführten, werden diese Bilder im anstehenden Prozess wegen der versuchten Tötung als Beweis vorgelegt.

Derartige Aufnahmen haben zuletzt den tödlichen Messerstich vom Jungfernstieg aufgeklärt. Polizisten erkannten den Täter Elias A. auf den Bildern wieder. Auch die Prügelattacke von Bahrenfeld, bei der zwei 20-Jährige einen Jugendlichen im Bus schwer verletzt hatten, ist durch Fahndungsfotos aus der Überwachungskamera aufgeklärt worden.