Die Ermittlungen nach dem Unfall zwischen einem Feuerwehrauto und einem HVV-Bus dauern an. Bei der Tragödie kamen zwei Menschen ums Leben, 24 wurden verletzt.

Tonndorf. Der Zusammenstoß zwischen den beiden tonnenschweren Fahrzeugen war so mächtig, dass der Gelenkbus der Hochbahn mehr als 15 Meter über die Bundesstraße 75 geschoben wurde und erst in einem Vorgarten zum Stehen kam. Allein das Heck des Busses der Linie 9 stand noch auf der Straße. Das Dach und die Seite wurden eingedrückt, die Fenster zerstört - wenn nicht durch den Aufprall, dann durch Einsatzkräfte, die Scheiben zertrümmerten, um Verletzte zu retten.

Die Fahrgäste, darunter auch ältere Menschen und kleine Kinder, hatten keine Chance zu reagieren: Sie wurden aus ihren Sitzen gehoben und durch den nicht voll besetzten Bus geschleudert. Auch die Front des Feuerwehrwagens ließ erahnen, welche Kräfte gestern Nachmittag kurz nach 14 Uhr gewirkt haben müssen, als das sogenannte Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, kurz HLF, nahe dem Bahnhof Tonndorf in die Seite des Linienbusses prallte. Von der Frontscheibe waren nur noch Scherben übrig, über die gesamte Straße verteilt lagen Reste der Fahrzeugverkleidung, das Chassis war verbogen.

Es ist der schlimmste Unfall, in den ein Bus des Hamburger Verkehrsverbundes, des HVV, je verwickelt war: Die 62-jährige Jolanta Sch. und der 77 Jahre alte Heinz B. starben trotz der Reanimationsversuche der Rettungssanitäter und Notärzte. Mindestens 24 Menschen, darunter 19 Fahrgäste und die fünf Feuerwehrleute aus dem HLF, wurden verletzt - mussten wegen Prellungen, Knochenbrüchen, Gehirnerschütterungen behandelt werden. Der Fahrer des Löschfahrzeugs wurde in seinem Fahrzeug eingeklemmt und musste von seinen Kollegen aus dem Cockpit befreit werden.

Drei der bei dem Zusammenstoß Geschädigten erlitten so schwere Verletzungen, dass sie mit dem Hubschrauber oder Rettungswagen in nahe gelegene Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Darunter sind auch ein Kind - ein fünfjähriger Junge, der ein Schädelhirntrauma erlitt - und seine Mutter. Im UKE kämpften die Ärzte um das Leben des Jungen, am späten Abend dann die gute Nachricht: Das Kind schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Zwei weitere Fahrgäste und drei Feuerwehrleute mussten im Krankenhaus bleiben.

Die Zahl der Verletzten stieg am Abend, nachdem weitere Fahrgäste, die zunächst keine Probleme hatten, über Übelkeit und Kopfschmerzen klagten.

+++ Immer wieder Verletzte bei Unfällen mit Linienbussen +++

Wie es zu dem Unfall kam, ist noch nicht abschließend geklärt. Nachdem die Verletzten versorgt und auslaufendes Öl und Treibstoff aufgefangen waren, erklärte die Polizei das Teilstück der Stein-Hardenberg-Straße zum Tatort. Der Verkehrsunfalldienst nahm die Ermittlungen auf. Die Beamten maßen die Kreuzung aus und befragten Zeugen. Ein Ergebnis der Untersuchung wird in einigen Tagen erwartet.

Ersten Erkenntnissen zufolge wollte der Fahrer des Linienbusses, der zuvor an der Haltestelle Bahnhof Tonndorf mehrere Fahrgäste aufgenommen hatte, in Richtung Innenstadt weiterfahren - mit Ziel Wandsbek-Markt. Die Besatzung des Feuerwehrwagens hingegen kam ihm zur selben Zeit mit hoher Geschwindigkeit auf der B 75 stadtauswärts entgegen. Die Beamten, deren Feuerwache nur 500 Meter vom Bahnhof Tonndorf entfernt liegt, waren zu einem Fahrstuhlbrand in einem Hochhaus am Gropiusring gerufen worden.

Beide Fahrzeuge trafen vermutlich aufeinander, als der Bus bereits einen Teil der Gegenfahrbahn überquert hatte, um auf die Spur in Richtung Innenstadt einzuschwenken. Einige Zeugen berichteten, dass der Feuerwehrwagen mit Blaulicht fuhr und der Bus an der Ampel Grün hatte.

Bei der Feuerwehr herrschte gestern tiefe Bestürzung über den verheerenden Unfall: "Wir sind stark betroffen und erschüttert", sagte der Leiter der Pressestelle, Manfred Stahl. "Es ist das Schlimmste für einen Feuerwehrmann, wenn bei einem Einsatz Menschen tödlich verunglücken."