In Altona und Mitte nahmen Raubüberfälle zu, in anderen Bezirken ab. Die detaillierte Statistik für alle Quartiere zeigt ein sehr differenziertes Lagebild.

Hamburg. Auf St. Pauli wird man schneller Opfer eines Raubüberfalls, im Bezirk Wandsbek muss man dafür eher Angst vor Einbrechern haben: So in etwa lässt sich die detaillierte Kriminalitätsstatistik auf eine kurze Formel bringen, die jetzt von der Polizei für alle sieben Hamburger Bezirke und ihre Stadtteile herausgegeben wurde: Wenn Ex-Innensenator Heino Vahldieck (CDU) am 4. Februar bei der Präsentation der allgemeinen Hamburger Straftatenzahlen noch davon sprach, dass die Stadt immer sicherer werde, weil die Zahl der Straftaten so niedrig sei wie zuletzt im Jahr 1981, stimmt das zwar - aber eben nicht überall.

In den Bezirken Mitte und in Altona nahm beispielsweise die Zahl der Raubüberfälle auf Straßen, Wegen oder Plätzen sogar geringfügig zu - während sie in den anderen Bezirken deutlich rückläufig ist.

Wohl wenig verwunderlich ist dabei, dass gerade im Rotlichtviertel St. Pauli die Zahl dieser Delikte besonders hoch ist. Mit 242 Raubüberfällen kletterte die Fallzahl dort um fast 20 Prozent, während sie in Hamburg gesamt um knapp elf Prozent sank.

+++ Zwischenruf: Relativ statistisch +++

Ein gefährliches Pflaster ist das Quartier rund um die sündige Meile Reeperbahn auch mit Blick auf die Zahlen der gefährlichen und schweren Körperverletzungen. Zwar ist die Zahl von 2009 auf 2010 rückläufig - doch eine Fallzahl von 1045 ist vergleichsweise hoch und damit ein Spitzenwert in Hamburg. Im auch nicht gerade ruhigen St. Georg liegt sie bei 386, das damit den zweiten Platz in dieser Deliktsparte einnimmt. In den eher gediegenen Wohnvierteln im Bezirk Wandsbek hingegen sind solche Gewalttaten so selten wie wohl in den bayerischen Voralpen auch. In Wellingsbüttel etwa wurden 2010 gerade einmal fünf schwere Körperverletzungen registriert. Raubüberfälle auf offener Straße gab es dort der Polizeistatistik zufolge sogar gar keinen. Lemsahl-Mellingstedt, Duvenstedt oder Bergstedt scheinen ebenso friedvolle Orte zu sein.

Anders allerdings liegt die Sache bei den Wohnungseinbrüchen, deren Zahl hamburgweit von 2009 auf 2010 im Gegensatz zu anderen Delikten deutlich größer geworden ist. In dieser Sparte der Kriminalitätsstatistik spielt der sonst so beschauliche Bezirk Wandsbek in der St.-Pauli-Liga: 1341 erfasste Fälle gab es bei diesen Einbrüchen im vergangenen Jahr im Bezirk Mitte, im Bezirk Wandsbek waren es sogar 2012.

Auf Stadtteile bezogen wurde im Bezirk Mitte gar nicht mal auf St. Pauli, sondern eher in Billstedt, Wilhelmsburg und Horn besonders oft eingebrochen. In Wandsbek waren indes vor allem die Stadtteile Bramfeld, Rahlstedt und Farmsen-Berne betroffen. Statistisch gesehen wird in ganz Hamburg 20-mal am Tag in irgendeine Wohnung eingebrochen - 7,6 Prozent häufiger als noch 2009. Polizeipräsident Werner Jantosch geht dabei davon aus, dass in zwei von drei Fällen organisierte Banden für solche Taten verantwortlich sind. Sie schickten Kinder aus anderen Ländern auf Einbruchstour. Werden die erwischt, kaufen die Hintermänner einfach ein Ticket für die Heimat und fordern neue Kinder an.

Betrachtet man die Zahl der Straftaten insgesamt, ergibt sich aber wieder das Bild einer sicheren Stadt, hamburgweit nahm die Zahl in allen Bezirken um 5,1 Prozent ab. Weniger Überfälle, weniger Gewalt, aber etwas mehr Wohnungseinbrüche - so zeigt sich die Lage insgesamt in Hamburg.

Nur auf der Insel Neuwerk zeigt die Statistik eine dramatische Situation: Dort stieg die Zahl der Straftaten um 300 Prozent! Von einem auf vier Fälle.

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