In der Wohnung hatten sich Gase zur Explosion entzündet. Der 67-Jährige kam mit Verbrennungen und Rauchvergiftung ins Krankenhaus.

Barmbek-Süd. Eine bis zu 1000 Grad Celsius heiße Wolke aus brennenden Gasen war über dem 67-jährigen Horst W. explodiert. Buchstäblich in letzter Sekunde haben Feuerwehrleute in der Nacht zu Donnerstag den Mann gerettet , nachdem seine brennende Wohnung an der Von-Axen-Straße durch ein Feuer zerstört wurde.

Tastend hatten sich die Retter mit Atemschutzgeräten durch die völlig verqualmten Zimmer zu dem auf dem Wohnzimmerboden Liegenden vorgekämpft und ihn ins Freie getragen. Er überlebte wohl nur, weil er bereits auf dem Boden lag, wo die Temperaturen niedriger waren. Der 67-Jährige, der starke Verbrennungen an den Beinen und eine schweren Rauchgasvergiftung erlitt, wurde wenig später in die Asklepios-Klinik Barmbek gebracht.

Ein solches Feuer bezeichnet man als Flashover oder auch als Durchzündung. Es kann sich dann ereignen, wenn bei einem Brand sogenannte Pyrolysegase aus den brennenden Gegenständen entweichen, sich in einem geschlossenen Raum verdichten und plötzlich Sauerstoff zugeführt wird - wenn also bei einer brennenden Wohnung ein Fenster platzt oder die Tür geöffnet wird. Der Sauerstoff beschleunigt den Prozess, die Rauchgase entflammen, es kommt regelrecht zu einer Explosion.

Im Fall von Horst W. war die durch den Flashover ausgelöste Druckwelle so stark, dass sich seine hölzerne Wohnungstür samt dem Milchglasfenster verbog. "So etwas habe ich in meinen 20 Jahren als Feuerwehrmann noch nicht erlebt", sagte Kay Herrmann, der den Einsatz in der Nacht leitete. "Ungewöhnlich war zudem, dass sich die Durchzündung ereignete, ohne dass ein Fenster oder die Tür geöffnet worden waren." Nach der Verpuffung traten die Kollegen des 40-jährigen Brandamtmanns die Tür ein - insgesamt waren 35 Feuerwehrleute im Einsatz - und tasteten sich mit den Händen in der Wohnung vor, in der eine Menge Müll herumstand.

Erst nach dem Einsatz zeigte sich, in welcher Gefahr sich sowohl die Mieter des viergeschossigen Rotklinkerbaus als auch die Polizisten befanden, die die Ersten am Brandort waren: Sie hatten mehrfach an der Tür geklopft und geklingelt, nachdem ein Brandmelder gegen 23.30 Uhr in der Wohnung ausgelöst wurde. Wie die Feuerwehrleute auch, vernahmen sie nur leichten Brandgeruch, der durch die gut abgedichtete Holztür zog. Mit einem Flashover rechnete niemand. Es ist wohl als Glück zu bezeichnen, dass zum Zeitpunkt, als das Feuer durchzündete, die gut ausgebildeten Männer der Berufsfeuerwehr vor der Wohnungstür von Horst W. standen und niemand sonst verletzt wurde.

Der Brand konnte dann schnell mit nur einem Feuerwehrschlauch gelöscht werden. Der in der Wohnung angesammelte Müll, von zahlreichen Glutnestern durchzogen, musste ins Freie geschaufelt werden. Die Wohnung ist bis auf Weiteres nicht mehr bewohnbar. Wodurch das Feuer ausgelöst wurde, ist bislang nicht bekannt. Die Arbeit der Brandermittler vom Landeskriminalamt dauert an.