Der 26-Jähriger prügelte in einem HVV-Bus grundlos auf Fahrer und Fahrgast ein. Weil der Schläger Reue zeigte, fiel das Urteil des Gerichts milde aus.

Harburg. Er ist einfach nicht zu bändigen. Setzt immer wieder nach, schlägt um sich, noch mal und noch mal. Was Halil A. dort in dem Video sieht, diesen tobenden Mann im HVV-Bus, der grundlos zwei Menschen attackiert, jagt dem 26-Jährigen einen Schrecken ein. Ein junger Mann, den er kaum wiedererkennt, der ihm fremd ist. Ein Mann, den er nicht leiden kann. Und doch muss der 26-Jährige sich eingestehen, dass er sich dort in dem Video selber gesehen hat. Einen aggressiven Typen, einen Schläger, der mehr als acht Minuten um sich haut und wütet. "Es tut mir leid, was ich gemacht habe", entschuldigt sich Halil A. jetzt im Prozess vor dem Amtsgericht und ringt die Hände. "Es war ein Riesenfehler."

An der Großen Freiheit beleidigte er zwei Polizisten auf das Übelste

Körperverletzung und Beleidigung lauten die Vorwürfe, die den Hamburger auf die Anklagebank gebracht haben. Der Vorfall im Bus der Linie 13, als er in der Nacht des 20. Dezember 2009 zunächst den Busfahrer attackiert und dann auf einen Fahrgast, der dem Opfer zur Hilfe eilte, eingeschlagen haben soll. Und drei Monate später eine weitere Auseinandersetzung, diesmal an der Großen Freiheit auf St. Pauli mit zwei Polizisten, die der junge Mann laut Anklage aufs Übelste beleidigte und ihnen unter anderem den gestreckten Mittelfinger zeigte.

"Ich hatte einen Blackout, weil ich zu viel getrunken hatte", ringt Halil A. nach einer Erklärung für die Vorkommnisse im Bus. Der Angeklagte mit dem adrett gestutzten Haar erzählt von einer Weihnachtsfeier, die er an jenem Abend mit seiner Fußballmannschaft gehabt habe, ein Fest, bei dem er nach eigener Aussage mindestens eine Flasche Schnaps trank. Sein Bruder habe ihn noch nach Hause gefahren, "aber dann wollte ich mit dem Bus noch mal los". An viel mehr erinnere er sich nicht mehr. "Und am nächsten Morgen bin ich mit einem blauen Auge aufgewacht." Auch die Beleidigung der Polizeibeamten könne er nur dadurch erklären, dass er zu viel Alkohol getrunken habe. Üblicherweise sei er ein friedlicher Mensch, findet Halil A.: "Ich schlichte eher, als dass ich streite."

Die Zeugen akzeptieren die Entschuldigung des Angeklagten

Doch in jener Nacht im Bus bot der berufslose 26-Jährige ein gänzlich anderes Bild. Der Angeklagte habe zunächst von außen gegen die Tür getreten, erinnert sich Busfahrer Martin C. "Als ich ihn zur Rede stellte, wurde er patzig." Auch der Hinweis, dass der Bus videoüberwacht wird, habe den Angreifer nicht mäßigen können. Halil A. habe ihn einmal geschlagen und dann einen zu Hilfe eilenden Jugendlichen attackiert. "Ich wurde etwa dreimal wirklich getroffen", ergänzt der zweite Zeuge. "Und er wollte immer wieder auf mich los." Die Entschuldigung des Angeklagten akzeptieren beide Zeugen. "Es tut mir leid", sagt der 26-Jährige bedrückt und reicht ihnen die Hand.

Darum trauen sich Menschen nachts nicht mehr auf die Straße

Diese Reue sowie der Umstand, dass der vorbestrafte Halil A. ernsthaft versucht, sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen, führen unter anderem dazu, dass die acht Monate Haft, die der Amtsrichter verhängt, noch einmal zur Bewährung ausgesetzt werden.

"Leute wie Sie tragen dazu bei, dass manche Menschen sich nicht mehr trauen, nachts auf die Straße zu gehen oder Bus zu fahren", redet der Richter dem Angeklagten ins Gewissen. Die Bewährung werde er sofort widerrufen, kündigt der Richter an, wenn Halil A. sich wieder etwas zuschulden kommen lasse. "Kein Schwarzfahren, keine Ohrfeige, gar nichts. Sonst landen Sie im Gefängnis."