Die 38-Jährige wurde von dem silberfarbenen BMW von den Beinen gerissen und in die Luft geschleudert. Autofahrer fuhr ungebremst weiter.

St. Georg. Claudia R. betrat die Kurt-Schumacher-Allee wohl, ohne auf den Verkehr zu achten. So sah sie den Wagen nicht, der in Richtung Innenstadt heranraste. Der silberfarbene BMW riss die 38-Jährige von den Beinen. Sie wurde in die Luft geschleudert, fiel auf die Straße, blieb reglos und schwer verletzt liegen. Der Autofahrer setzte seine Tour ungebremst fort. Im Schock? Um Fahrerflucht zu begehen? Hätte er gewusst, dass beim Unfall sein Nummernschild abriss, er hätte vielleicht angehalten. Die Ermittlungen zu diesem rätselhaften Unfall, sie laufen.

Claudia R. war von der Drogenhilfeeinrichtung Drob Inn gekommen, ging in Richtung Hauptbahnhof. Laut Augenzeugen betrat sie die Fahrbahn der vierspurigen Kurt-Schumacher-Allee, ohne nach rechts oder links zu schauen. Nachdem sie gut drei Viertel der Straße überquert hatte, erfasste sie der heranschnellende BMW. 0.55 Uhr war es, in der Nacht zu Dienstag.

Die Zeugen alarmierten Sekunden nach dem Unfall die Rettungskräfte. Sanitäter und Notärzte, die als Erstes am Ort des Geschehens eintrafen, mussten die 38-Jährige mehrfach reanimieren. Sie hatte schwerste, äußerlich nicht zu übersehende Bein- und Schädelverletzungen erlitten. Noch während die Retter arbeiteten, durchsuchten Polizeibeamte die nähere Umgebung nach möglichen Spuren. Neben einigen Glassplittern fanden sie das vordere Nummernschild. Eine Funkanfrage in der Zentrale führte die Beamten auf die Spur des Fahrzeughalters, des 23-jährigen Martin S. Doch: Erst um 3 Uhr, zwei Stunden nach dem Unfall, trafen Polizisten den Mann an. Er zeigte sich vollkommen überrascht. Er habe den Wagen nicht gefahren und keinen Unfall gehabt, sagte er den Beamten. Jemand müsse seinen Wagen geklaut haben. Ein Alkoholtest, dem Martin S. freiwillig zustimmte, ergab einen Wert von mehr als einem Promille. Der Wagen des Mannes ist bislang noch nicht wieder aufgetaucht. "Wenn wir das Auto finden, finden wir anhand der Spuren sehr schnell heraus, wer am Steuer gesessen hat", sagt eine Polizeisprecherin.

Einen Zusammenhang zu einem Autobrand an der Fangdieckstraße (Lurup) gibt es offenbar nicht: Dort war in der Nacht zu Dienstag ein älterer BMW in Flammen aufgegangen. Der Wagen war jedoch seit geraumer Zeit abgemeldet gewesen. Die Kripo ermittelt weiter, hofft auch auf Hinweise auf den Verbleib des silberfarbenen BMW. Diese können unter Telefon 428 65 49 60 an die Polizei gegeben werden.