Das Amtsgericht spricht den ehemaligen Callboy vom Vorwurf der schweren Körperverletzung frei. Sogar die Anklage forderte einen Freispruch.

Harburg. Erleichtert fiel er nach dem Urteil seinem Bruder um den Hals: Das Amtsgericht Harburg hat einen 34 Jahre alten Mann, der laut Anklage zwei Ex-Freundinnen wissentlich mit dem Aids-Erreger HIV angesteckt haben soll (das Abendblatt berichtete), gestern vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung freigesprochen. "Über meinem Mandanten schwebte dieser Vorwurf zwei Jahre lang wie ein Damoklesschwert", sagte sein Verteidiger.

Sogar der Anklagevertreter forderte in seinem Plädoyer einen Freispruch für den ehemaligen Callboy. Die Amtsrichterin urteilte, Damon G. sei nicht nachzuweisen, dass er von seiner Infektion wusste, als er mit den Frauen zwischen 2000 und 2006 ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte.

Zwar hatte Damon G. bereits 2005 einen HIV-Test machen lassen, wurde aber vom Arzt nicht über das positive Ergebnis informiert. Der 34-Jährige glaubte vielmehr, er sei gesund, nachdem er eine Rechnung der Praxis erhalten hatte, auf der neben dem Vermerk "HIV-Test" ein Minuszeichen stand. Erst 2008 erfuhr er von seiner Erkrankung. "Möglicherweise wusste der Angeklagte wegen eines ärztlichen Fehlers nichts von der Infektion", sagte der Staatsanwalt. Auch eine fahrlässige Körperverletzung scheide aus: Beide Ex-Freundinnen hätten von seiner Tätigkeit als Callboy gewusst.

Eine ehemalige Partnerin, die den Prozess gegen Damon G. ins Rollen gebracht hatte, hatte sich während ihrer Zeugenvernehmung in Widersprüche verwickelt. Der Verteidiger: "Es wurde deutlich, dass sie sehr unter der Trennung von meinem Mandanten gelitten hat. Mit der Anzeige und ihrer Falschaussage wollte sie offenbar alte Rechnungen begleichen."