Am Donnerstagmittag schickte ein Untersuchungsrichter den 52-jährigen Tischler aus Tornesch wegen Totschlags in U-Haft.

Tornesch. Der gewaltsame Tod der Tornescherin Regina B. (39) scheint aufgeklärt: Die Mordkommission hält ihren Lebensgefährten, den 52-jährigen Rainer M., für dringend tatverdächtig. Der Tischler, der mit der Mutter von drei Kindern in ihrem Haus lebte, wurde am heutigen Donerstag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ Haftbefehl wegen Totschlags. Rainer M. streitet die Tat ab.

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Frauke Beuck machte sich Sorgen. Das Geschäft ihrer Freundin Regina B. am Tornescher Bahnhof war, obwohl es hätte geöffnet sein müssen, verwaist. Und auch zur Verabredung am frühen Dienstagnachmittag erschien die 39-Jährige nicht. Daraufhin ging Frauke Beuck zur Polizei. Die Beamten fuhren zur Wohnanschrift der Frau - und machten gegen 16.45 Uhr eine schreckliche Entdeckung: Die dreifache Mutter lag tot in ihrem Haus am Großen Moorweg - ermordet!

Welches Drama sich in dem gelben Gebäude abgespielt hat, hält die Mordkommission aus ermittlungstaktischen Gründen geheim. "Wir wollen kein Täterwissen preisgeben", erläutert Polizeisprecher Karl Brill. Er bestätigt lediglich, dass Regina B. "durch massive Gewalteinwirkung auf den Oberkörper" zu Tode gekommen ist. Ob die Geschäftsfrau erstochen wurde, wie gemutmaßt wird, will der Polizeisprecher nicht kommentieren. So viel aber gibt er preis: "Wir haben eine Tatwaffe sichergestellt, die derzeit kriminaltechnisch untersucht wird."

Regina B. lebte gemeinsam mit ihren drei Söhnen - 13, 12 und 8 Jahre alt - in dem Haus. Vom Ehemann und Vater der drei Buben hatte sie sich vor einigen Jahren getrennt. Zwar steht noch sein Name am Briefkasten, er wohnt jedoch längst an anderer Stelle in Tornesch. Dafür ist Rainer M., der neue Lebensgefährte von Regina B., eingezogen. Ein Papierschild mit seinem Namen klebt unter dem Metallschild des Noch-Ehepaars. In einem separaten Anbau auf dem Grundstück lebt die Schwiegermutter des Mordopfers.

Die Mordkommission ermittelt im persönlichen Umfeld des Opfers

"Wir ermitteln zur Zeit im Umfeld der Getöteten", erläutert Polizeisprecher Brill. Er bestätigt, dass die Beamten bereits den Ehemann von Regina B. befragt haben. Bei ihm hatten sich offenbar die drei Kinder der Frau zum Zeitpunkt der Tat aufgehalten. Auch der jetzige Lebensgefährte sei vernommen worden. "Einen dringenden Tatverdacht gegen eine Person haben wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht", sagt der Polizeisprecher.

Zunächst musste die Polizei klären, wann genau Regina B. zu Tode kam. Dazu ist noch in der Nacht die Obduktion der Leiche erfolgt. Brill: "Wir können den Zeitraum leider nur auf mehrere Stunden eingrenzen." Der Todeszeitraum wird nun mit den Alibis der Personen aus dem Umfeld der Getöteten abgeglichen.

Um 9 Uhr am Dienstag hätte die 39-Jährige ihren Quelle-Shop am Tornescher Bahnhof öffnen sollen. Dies geschah jedoch nicht - offenbar, weil Regina B. zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Noch bis 2 Uhr in der Nacht zu Mittwoch hat die Spurensicherung den Tatort untersucht. Auch am Mittwoch waren die Spezialisten in den weißen Schutzanzügen stundenlang am Werk. Zwischendurch kamen zwei Spürhunde der Polizei zum Einsatz. "Uns fehlt noch das eine oder andere Teil. Konkreter kann ich nicht werden", sagt Brill.

Die Nachbarn hatten nur wenig Kontakt zur Familie des Mordopfers

Die umfangreichen Aktivitäten der Beamten sind Carsten Schmidt, 39, und seiner Frau Anja, 38, nicht verborgen geblieben. "Da war ordentlich was los - bis tief in die Nacht", erzählt das Ehepaar, das mit seinen Töchtern in der direkt angrenzenden Haushälfte lebt. Viel Kontakt zu den Nachbarn habe es jedoch nicht gegeben. "Unsere Grundstücke sind nach vorne durch eine hohe Hecke und nach hinten durch einen Schuppen getrennt", berichtet Carsten Schmidt.

Außer einem freundlichen "Hallo" oder "Guten Tag" seien kaum Worte gewechselt worden. "Die haben Söhne, wir Mädchen. Das hat sich irgendwie nie ergeben, dass die Kinder miteinander gespielt haben. Außerdem haben die drüben einen großen Hund." Negatives über die Nachbarn könnten sie nicht berichten, sagen die Schmidts. Sie beschreiben Regina B. als "ruhig und zurückgezogen".

Frauke Beuck kannte das Mordopfer besser. "Sie war lebensfroh und lebensbejahend, hat sich aufopfernd um ihre Kinder gekümmert." Frauke Beuck hatte die Freundin 1999 kennengelernt und dann zwischen 2001 und 2004 ihre Quelle-Vertretung übernommen, weil sich Regina B. mehr um ihre Kinder kümmern wollte. "Ich konnte dann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, sodass sie wieder zurückgekehrt ist."

Die 39-Jährige sei äußerst beliebt bei ihren Kunden gewesen - und immer sehr zuverlässig, berichtet Frauke Beuck. "Deshalb hatte ich so eine Ahnung, als ihr Geschäft zu und die Post nicht angerührt war." Als die 39-Jährige dann auch nicht zu der Verabredung erschien, "war mir klar, dass etwas nicht stimmen musste".

Frauke Beuck hat einen Zettel in das Schaufenster der Quelle-Vertretung am Bahnhofsplatz gehängt. Dort steht geschrieben: "Das Geschäft bleibt vorübergehend geschlossen! Danke für ihr Verständnis!" Sie will jedoch in den nächsten Tagen wieder öffnen. "Das wird schwer, den Kunden Rede und Antwort stehen zu müssen." Gestern kamen im Laufe des Tages immer mehr Neugierige zum Laden - die Bluttat hatte sich herumgesprochen.