Der 18-Jährige hatte sich auf einem Schulgelände in Bergedorf gestellt. Mehr als 36 Stunden hatte die Mordkommission nach ihm gesucht.

Hamburg. Mit erhobenen Händen hatte sich der 18-Jährige am Sonntagnachmittag auf dem Gelände einer Schule am Friedrich-Frank-Bogen in Bergedorf gestellt. "Ich ergebe mich", rief Emre C. den beiden Fahndern zu, die ihn auf dem Schulhof erkannt hatten. Wahrscheinlich war der junge Türke das Versteckspiel längst leid. Mehr als 36 Stunden hatte die Mordkommission da bereits nach ihm gesucht.

Am frühen Morgen des Vortages, am Sonnabendmorgen gegen 3.30 Uhr, hatte der bereits vorbestrafte Intensivtäter einen 19-Jährigen an der Ecke Leuschnerstraße/Lohbrügger Markt (Lohbrügge) mit einer Vielzahl von Messerstichen - unter anderem auch in die Lunge - lebensgefährlich verletzt. Zuvor hatte er sein späteres Opfer, das in einer Gruppe von Jugendlichen stand, um ein persönliches Gespräch gebeten, hatte sich mit ihm ein paar Meter von der Clique entfernt und dann unvermittelt auf ihn eingestochen.

Zum Hintergrund der Tat gibt es noch keine Erkenntnisse. Weder der lebensgefährlich verletzte 19-Jährige, der noch am Sonnabendmorgen notoperiert wurde und dessen Zustand wieder stabil ist, noch der Täter machten bei ihrer Befragung durch Ermittler der Mordkommission Aussagen zur Tat. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, kommen beide jungen Männer aus Lohbrügge und kennen sich bereits sei längerer Zeit. Die Tatwaffe wurde bislang nicht gefunden.

Emre C. wurde am Montagabend einem Haftrichter vorgeführt und kam in das Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Grund seien die Wiederholungsgefahr und die Schwere der Tat. Emre C. hatte in der Tatnacht 17-mal auf sein Opfer eingestochen. Er habe den Tod seines Opfers billigend in Kauf genommen, sagte Oberstaatsanwalt Möllers. Emre C. wird sich jetzt wegen des Verdachts der versuchten Tötung verantworten müssen.

Der 18-Jährige ist schön länger als Intensivtäter bekannt und steht derzeit unter laufender Bewährung. Im vergangenen Jahr war er wegen gefährlicher Körperverletzung, Raubes und Diebstahls zu 15 Monaten Jugendstrafe verurteilt worden. Wie das Abendblatt erfuhr, war er aber seit November vergangenen Jahres bis zur jüngsten Tat vom Sonnabend unauffällig gewesen.