Ohne seine Helfer hätte Varinder Singh wohl nicht überlebt, nachdem er in einem HVV-Bus niedergestochen worden war.

Hamburg. Varinder Singh ist aufgeregt, als er mit einem Blumenstrauß und einem kleinen Präsentkorb das Landesbüro der Opferschutzorganisation Weißer Ring auf der Uhlenhorst betritt. Sechs Wochen, nachdem er eine Messerattacke in einem HVV-Bus in Steilshoop nur knapp überlebt hat, wird er zum ersten Mal seine beiden Helfer treffen, die ihm damals das Leben retteten.

Als der 29-Jährige Andrea G. gegenübersteht, nimmt er sie spontan in den Arm und küsst sie links und rechts auf die Wange. Klaus Dieter Mohr reicht er überschwänglich die Hand. "Danke, vielen Dank." Gerührt stehen ihm seine Lebensretter gegenüber.

Ihnen ist es zu verdanken, dass der Vater eines drei Jahre alten Kindes heute noch lebt. Am 26. Mai war der Inder mit einem 26 Jahre alten Afghanen an einer Bushaltestelle in Streit geraten. Trotz der Auseinandersetzung stiegen sie gemeinsam in den Bus ein. Dort schlugen sie aufeinander ein. Andrea G. und Klaus Dieter Mohr trennten die beiden, während die übrigen Fahrgäste die Szenerie scheinbar teilnahmslos verfolgten.

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Wie berichtet, zog der Angreifer anschließend ein Messer aus seinem Rucksack und stach auf Singh ein. Hätten die beiden Helfer den Mann nicht zurückgedrängt, er hätte weiter auf das Opfer eingestochen. Andrea G. und Klaus Dieter Mohr waren für ihr beherztes Einschreiten bereits mit dem Hamburg-Preis für Zivilcourage des Polizeivereins ausgezeichnet worden.

Die beiden Helfer berichten, dass die Bilder des Angriffs sie heute noch überkommen, wenn sie an der Bushaltestelle vorbeikommen. So geht es ihnen auch bei dem Treffen mit Varinder Singh. Er selbst traut sich seit dem Angriff kaum mehr, mit einem Bus zu fahren. Der Weiße Ring finanziert ihm deshalb eine Therapie bei einem Psychologen. Dass er sich bei seinen Helfern bedanken konnte, sei sehr wichtig für ihn gewesen. "Ich wollte sie unbedingt wiedersehen. Das ist ein sehr gutes Gefühl für mich."