Die Bundesanwaltschaft ließ die Wohnungen mutmaßlicher Islamisten in Hamburg durchsuchen. Gibt es eine Verbindungen zu Rami M.?

Die Generalbundesanwaltschaft hat mehrere Wohnungen mutmaßlicher radikaler Islamisten in Hamburg durchsuchen lassen. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung. Bei den drei Verdächtigen handelt es sich um mutmaßliche Mitglieder der Islamischen Bewegung Usbekistans (IBU). Die Bundesanwaltschaft wirft den Männern vor, Geldtransaktionen an Kämpfer der im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet operierenden IBU organisiert zu haben. Dort war am Montagmorgen auch der mutmaßliche Hamburger Dschihadist Rami M. festgenommen worden. Ihm werden Verbindungen zur IBU nachgesagt.

Bis gestern Abend wartete das Auswärtige Amt noch immer auf eine offizielle Bestätigung der Identität des Festgenommenen. In Frauenkleidern war der 1,90 Meter große, 25 Jahre alte Deutschsyrer in Haft genommen worden, als ein Mitstreiter ihn wegen eines gebrochenen Beins ins Krankenhaus fahren wollte (wir berichteten). Anonyme pakistanische Geheimdienstkreise bestätigten indes laut Agenturmeldungen, dass es sich um Rami M. handele.

Der 25-Jährige hatte sich im März 2009 mit einer elfköpfigen Gruppe aus Hamburg auf den Weg nach Pakistan gemacht - nach Ermittlererkenntnissen um in den "Heiligen Krieg" zu ziehen. Der Verfassungsschutz stufte die Mitglieder der Gruppe, die sich in der Taiba-Moschee am Steindamm zusammengefunden hatte, als Gefährder ein.

Ein weiteres Mitglied dieser Reisegruppe war auch der ebenfalls als Dschihadist eingestufte Hamburger Shahab D., alias "Abu Askar", der in deutschsprachigen Videobotschaften mehrfach zum bewaffneten Kampf gegen Ungläubige aufgerufen hatte. Ob Shahab D. und Rami M. in Pakistan gemeinsame Sache machten, ist noch unbekannt. Shahab D. aber ist einer der führenden Aktivisten der IBU.

Rami M. durchlief nach seiner Ankunft offenbar ebenso wie Shahab D. ein militärisches Training in einem Lager des Terrornetzes al-Qaida. Anschließend habe er an Angriffen gegen internationale Truppen in Afghanistan teilgenommen. Die deutsche Botschaft versucht derzeit offenbar weiterhin, genauere Informationen über den in Peschawar festgehaltenen Deutschen zu bekommen. Kurz nach seiner Festnahme hieß es, der 25-Jährige habe sich stellen wollen. Der Deutschsyrer gilt als Experte für das Herstellen sogenannter Sprengstoffwesten, wie Selbstmord-Attentäter sie nutzen, um in Menschenmengen möglichst verheerende Schäden anzurichten. Ob M. plante, in Deutschland Anschläge zu verüben, ist noch nicht bekannt.

Der 25-Jährige lebte vor seiner Ausreise im März 2009 offenbar nur einige Monate in Hamburg. Er soll sich hauptsächlich in der Taiba-Moschee aufgehalten haben. Fraglich ist, ob er hier erst Kontakt zu radikalen Islamisten bekommen hatte oder ob Hamburg für ihn von vornherein nur eine Zwischenstation auf dem Weg in die afghanisch-pakistanische Grenzregion war.

Neben fünf Privatwohnungen in Hamburg und einer weiteren im Raum Hannover nahmen die Ermittler im Auftrag der Bundesanwaltschaft gestern auch ein Lokal in Frankfurt/Main ins Visier. Über die Ergebnisse der Razzia gab es gestern noch keine Erkenntnisse. Nach Dafürhalten der Bundesanwaltschaft stellt Hamburg jedoch das Zentrum der deutschen Aktivitäten der mutmaßlichen Terrorgruppe dar. Ob die jetzt ins Visier der Ermittler geratenen Verdächtigen Verbindungen zu Shahab D. oder Rami M. hatten, blieb zunächst unbekannt. Weitere Ermittlungen soll das Hamburger Landeskriminalamt führen.

Die IBU war laut Verfassungsschutz 1999 mit dem Ziel gegründet worden, das Regime des usbekischen Präsidenten Karimov zu stürzen und durch ein islamisches Staatswesen zu ersetzen. Inzwischen ist die Vereinigung in zahlreichen Ländern aktiv und plant die Gründung eines islamischen Staates in ganz Zentralasien. Der IBU werden enge Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt.