Die Polizei nimmt einen 22-Jährigen fest. Er war Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und gibt als Motiv “berufliche und private Probleme“ an.

Hamburg. Viermal hat es in dem noblen Bauprojekt an der Sophienterrasse gebrannt - vier Brandstiftungen in nur zwei Tagen. Jetzt hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst: Es ist ein Wachmann der Baustelle. "Nach unseren Erkenntnissen hat er die Feuer wegen persönlicher Probleme gelegt", sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Nach intensiven kriminalpolizeilichen Ermittlungen und Zeugenvernehmungen habe sich der Verdacht gegen den 22 Jahre alten Michael L. erhärtet. Zudem habe es immer dann gebrannt, wenn der junge Mann gerade Dienst hatte. Bei seiner Vernehmung habe Michael L. gestanden, die Brände aus Frust über seine berufliche und private Situation gelegt zu haben.

Viermal hat der 22-Jährige am vergangenen Sonntag und Montag im Dach- und Untergeschoss sowie in der Tiefgarage eines Büro-Neubaus gezündelt. Dabei schmolzen Wärmedämmungen, verrußten Decken und Lüftungsrohre, Holzpaletten und Baumaterialien gingen in Flammen auf. "Am ärgerlichsten war der Brand in der Technikzentrale, es ist noch nicht absehbar, wie hoch die Schäden sind", so Mareile Maass, Sprecherin des Bauprojekts. Bis Mitte 2013 sollen auf dem Gelände der ehemaligen Standortkommandantur für 220 Millionen Euro Luxuswohnungen, Stadtvillen und Büros entstehen.

Pikant: Der Mann soll Angehöriger einer Hamburger freiwilligen Feuerwehr gewesen sein - so wie Heiko K., den das Landgericht im Oktober 2010 wegen neunfacher Brandstiftung in Langenhorn und Curslack zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt hatte.

Der Kriminologe und Brandexperte Frank D. Stolt verzeichnet eine deutliche Zunahme von Brandstiftungen durch Mitglieder Freiwilliger Feuerwehren. Mit 46 Tätern allein 2011 (2010: 25) sei die Zahl der Brandstifter, gemessen an den bundesweit 1,3 Millionen Mitgliedern, jedoch verschwindend gering. Wenn Brandschützer zu Brandstiftern werden, stecke dahinter nicht selten ein "Drang nach sozialer Anerkennung". Häufig handele es sich um sehr junge, eher unauffällige Menschen - "graue Mäuse", die durch "Heldentaten" ihr Ego aufpolieren wollen. Die Brände legten sie, um sich dann beim Löscheinsatz beweisen zu können. "Zu dieser Gruppe zählen auch zündelnde Wachleute, die ja in ihren Firmen in der Regel keine Aufstiegschancen haben", sagt Stolt. Indem sie die Brände an die Polizei melden, erhofften sie sich Anerkennung in Form beruflichen Aufstiegs.

So war es auch bei Michael L.: Der Täter selbst alarmierte die Polizei, nachdem er die Feuer gelegt hatte. Bei dem 22-Jährigen handele es sich um einen "psychisch labilen Menschen", so Schöpflin. Der Brandstifter, der weder über einen Schulabschluss noch eine Ausbildung verfügt, lebt aktuell in einem Hamburger Männerwohnheim. Auf den 22-Jährigen werden wohl enorme Regressforderungen zukommen - den Schaden an dem Neubau schätzt Maass auf 100.000 Euro.