Die Straße an der Internationalen Schule in Klein Flottbek war oft verstopft. Nun muss das frisch verlegte Pflaster wieder entfernt werden.

Hamburg. Ein Gehweg, rotes Pflaster für einen eigenen Radweg, und Autos, die auf der Fahrbahn parken. So sah die Ideallösung der Polizei zur Verkehrsberuhigung für den neuen großen Kreisel und seine Zufahrt am Hemmingstedter Weg in Klein Flottbek aus. Doch die Verkehrsberuhigung erwies sich als dermaßen effektiv, dass dort kaum noch etwas fahren konnte. Zumindest morgens und mittags nicht, wenn Eltern ihre Kinder zum Neubau der Internationalen Schule brachten oder von dort abholten. Anwohner stöhnten, Autofahrer waren genervt wegen des langen Rückstaus, der sich vor den parkenden Pkw bildete.

Jetzt gibt es quasi eine Rolle rückwärts der unteren Verkehrsbehörde, die Teil der Polizei ist. Nun darf wieder auf Gehweg und - zwangsläufig - auf rotem Radweg geparkt werden. Pikant dabei ist, dass die Polizei mit dieser Anordnung durch das Zeichen 315 faktisch etwas vorschreibt, was an anderer Stelle der Straßenverkehrsordnung verboten ist: nämlich das Parken auf Fahrradwegen. Diese Ordnungswidrigkeit, das haben auch Obergerichte mehrfach entschieden, würde sogar ein Abschleppen des Fahrzeugs rechtfertigen. Zwar heißt es, dass durch das angeordnete Gehwegparken der Fahrradweg offiziell außer Kraft gesetzt wird. Doch der Radler, der voller Freude auf den neuen roten Platten fährt, dürfte dieses schwer erkennen.

Das bereitet offensichtlich auch der Polizei Kopfschmerzen: Das jüngst eingesetzte rote Pflaster soll daher demnächst wieder rausgerissen werden. Auf dem früheren Radweg sollen dann Plätze für parkende Pkw eingerichtet werden. "Das wird wohl schon im Mai umgesetzt", so ein Sprecher der Innenbehörde.

In der Bezirkspolitik ist die Verärgerung dennoch groß - nicht zuletzt, weil die Kommunalpolitiker den Zorn von Anwohnern und Autofahrern zu spüren bekamen, obwohl sie an der Posse offenbar unschuldig sind. "Wir haben schon 2006 davor gewarnt, dass mit dem Neubau der Internationalen Schule das Parken auf der Straße zum Problem werden kann", sagt CDU-Verkehrsexperte Tim Schmuckall. Jetzt sei es "höchst ärgerlich", dass wieder Geld in die Hand genommen werden müsse, um alles zurückzubauen. Rund 30 000 Euro kosten Neubau und Rückbau des roten Radweges. Kosten, die hätten vermieden werden können, wenn gleich auf Politik und Planer vor Ort gehört worden wäre, wie Schmuckall sagt.

Doch mit dem neuen, rund 700.000 Euro teuren Kreisel sollte offensichtlich etwas Besonderes geschaffen werden. Schließlich war er der erste neue Kreisel im Bezirk Altona, nachdem ein ähnliches Projekt in Blankenese am Widerstand der Anwohner gescheitert war. Beide Vorhaben gehören zum Kreiselprojekt des Senats, das dieser 2007 verkündet hatte. 100 neue Kreiseln soll Hamburg danach in den kommenden Jahren bekommen. Die Sache läuft jedoch schleppend: 2008 wurde erst einer fertig, 2009 gab es immerhin drei Projekte. Darunter der Kreisel am Hemmingstedter Weg, der im Zuge des Schulneubaus den Verkehrsfluss geschmeidig gestalten sollte. Der Kreisel würde die "Verkehrsströme entflechten" und "geschwindigkeitsdämpfend" wirken, hieß es. Eine Prognose, die als erfüllt gelten dürfte.