Gut zwei Wochen nach der Bluttat haben Fahnder Hinweise auf den Täter. Zeugen erkannten Verdächtigen auf Videobildern wieder. MEK-Beamte führten jungen Mann ab. Er schweigt bei der Vernehmung.

Es war offenbar seine blaue Winterjacke, die ihn überführt hat. Gut zwei Wochen nach dem Mord an dem 58 Jahre alten Taxifahrer Peter Lüchow in Nienstedten hat die Polizei den mutmaßlichen Täter festgenommen. Am Freitagvormittag wurde Ramu B. (Name geändert) zur Vernehmung ins Polizeipräsidium gebracht. "Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden Beweismittel und Spuren gefunden, die einen dringenden Tatverdacht gegen den Mann begründen", sagte Polizeisprecherin Christiane Leven.

Mitte der Woche hatte die Polizei ein Foto aus einer Überwachungskamera des S-Bahnhofs Klein Flottbek veröffentlicht, auf dem der Verdächtige offenbar zu sehen war. Das Auffallendste: die blaue Kapuzenjacke. Rund 30 Hinweise waren eingegangen. Anscheinend waren die Ermittler schon kurz nach der Veröffentlichung des Fotos auf Ramu B. gestoßen. "Vor einigen Tagen hat mir die Polizei die Fotos von ihm gezeigt. Ich habe ihn dann wiedererkannt", sagte eine Nachbarin des Festgenommenen dem Abendblatt. "Mit der blauen Jacke ist er fast jeden Tag unterwegs gewesen."

Am Freitagvormittag schließlich hatte die Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbeschluss für die 63-Quadratmeter-Wohnung, in der B. mit seiner Mutter lebt, erwirkt. Beamte der Mordkommission rückten mit Unterstützung des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) an. Die Spezialtruppe der Polizei wurde angefordert, da der 24-Jährige bereits wegen unerlaubten Waffenbesitzes polizeibekannt war. Außerdem mussten die Fahnder bei dem mutmaßlichen Schützen von Nienstedten davon ausgehen, dass er sich möglicherweise mit einer Waffe wehren würde.

Schließlich willigte er ein, zur Vernehmung ins Polizeipräsidium mitzukommen. Selbst zu diesem Zeitpunkt war Ramu B. noch ein "einfacher Tatverdächtiger". Und das deshalb, weil er kurz vor und nach der Tat an der Christian-F.-Hansen-Straße jeweils an den Bahnhöfen Blankenese und Klein Flottbek von Videokameras aufgenommen worden war. Ob die Tatwaffe gefunden wurde, dazu sagt die Polizei "aus ermittlungstaktischen Gründen" bislang nichts. Welche Beweise sichergestellt wurden, gibt sie ebenfalls noch nicht bekannt. Diese allerdings machten ihn zum "dringend Tatverdächtigen".

Laut Nachbarn lebt Ramu B. seit zehn Jahren mit seiner Mutter in der Dreizimmerwohnung eines Mehrfamilienhauses in Eilbek. Immer wieder, so berichten sie, sei die Polizei seinetwegen in den vergangenen Jahren dort gewesen. Neben dem Waffendelikt war er bereits wegen Drogenbesitzes, Diebstahls und Raubes aufgefallen.

Wie berichtet, ist Peter Lüchow am späten Abend des 14. Januar in seinem Taxi getötet worden. Erst am nächsten Morgen war Schülern der Mercedes an der Christian-F.-Hansen-Straße in Nienstedten aufgefallen. Sie entdeckten den Leichnam des Fahrers auf dem Sitz. Der Motor lief noch, die Warnblinkanlage war eingeschaltet, in der Windschutzscheibe ein Schussloch. Der 58 Jahre alte Wedeler war, das ergaben spätere Ermittlungen, von hinten erschossen worden. Die Polizei ging zunächst nicht von einem Raub aus, weil sich das Taxi-Portemonnaie noch im Wagen befand. Später stellte sich heraus, dass die private Geldbörse Lüchows fehlte.

Ob es sich um einen Raubmord handelt, ist bislang unklar. Ramu B. schweigt zu den Vorwürfen und zu einem möglichen Motiv. Über einen Haftbefehl ist noch nicht entschieden worden. Dies soll heute geschehen. "So wie die Dinge stehen, wird die Staatsanwaltschaft am Sonnabend voraussichtlich die Zuführung vor einen Haftrichter veranlassen", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers.