Nach der Razzia auf dem Hamburger Frachter “Hansa India“ ist der deutsche Kapitän des Schiffes vernommen worden.

Hamburg. Nach der Razzia auf dem Hamburger Frachter "Hansa India" der Reederei Leonhardt & Blumberg hat die Hamburger Staatsanwaltschaft den deutschen Kapitän des Schiffes sowie Verantwortliche der Reedereien Leonhardt & Blumberg und der Islamic Republic of Iran Shipping Line (IRISL) vernommen. Auf der "Hansa India" waren bei einer Kontrolle durch US-Marinesoldaten im Golf von Suez sieben Container mit Munition aus dem Iran entdeckt worden (wir berichteten). Bei der Razzia hatten die Ermittler am Dienstag große Mengen Ladepapiere, Charterverträge und mehrere Computer sichergestellt. Die Auswertung der Unterlagen dauert laut Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers noch an.

In den sichergestellten Containern, die derzeit auf Malta entladen werden, hatten die US-Soldaten nach einem Tipp des israelischen Geheimdienstes tonnenweise Munition des Kalibers 7.62 entdeckt - vermutlich für die Kalaschnikows der syrischen Armee oder der schiitischen Hisbollah-Miliz. Weil die Munition aus dem Iran stammt, unterliegt sie einem Handelsembargo.

Möllers: "Unsere Ermittlungen haben wir sofort nach Bekanntwerden der Durchsuchung durch die US-Marine eingeleitet, weil die Eigner in Hamburg sitzen. Allerdings gehen wir nicht davon aus, dass die Hamburger Reederei davon wusste, dass Munition an Bord war." Vor zwei Jahren hatte Leonhardt & Blumberg die "Hansa India" an die IRISL verchartert. Auch in der Hamburger Niederlassung der iranischen Linie stellten die Ermittler Unterlagen sicher.

Der Munitionsfall ist nicht der erste, wegen dem die "Hansa India" in die Schlagzeilen gerät. Im November 2007 hatte ein aus dem karibischen Inselstaat Kiribati stammender Matrose einen deutschen Offizier erstochen. Der Offizier hatte ein Verhältnis mit einer ebenfalls aus Kiribati stammenden Stewardess angefangen, die sich mit an Bord befunden hatte - und die der Matrose als seine Schwester betrachtete, die er beschützen müsse. Ebenfalls zur Reederei Leonhardt & Blumberg gehört zudem die kürzlich vor Somalia mehr als vier Monate entführte "Hansa Stavanger".