Zwei Tatverdächtige (20 und 24) konnten in der Nacht festgenommen werden. Sie verweigerten jedoch die Aussage.

Hamburg. Fast zeitgleich trafen die Steine ihr Ziel. Fensterscheiben zerbarsten. Anwohner schreckten aus dem Schlaf. Kurz darauf brannte ein BMW lichterloh. Zwei der bekanntesten Bürger Hamburgs wurden gestern Morgen Opfer von Anschlägen. Zwei, die zudem Hamburgs Politik aktiv und nicht immer unumstritten mitbestimmen. Die Polizei geht von politisch motivierten Taten aus. Der Staatsschutz ermittelt.

Gegen 2.48 Uhr knallten Steine und Flaschen mit Farbe gegen den Eingangsbereich eines Mehrfamilienhauses in Altona-Altstadt, in dem unter anderem CDU-Innensenator Christoph Ahlhaus wohnt. Minuten später warfen Unbekannte zwei Fenster des Wohnhauses von Herlind Gundelach, Wissenschaftssenatorin und Parteikollegin von Ahlhaus, in Wilhelmsburg ein.

Den Steinwürfen vorausgegangen war ein Brandanschlag auf einen BMW in Altona, nur wenige Meter von dem Haus entfernt, in dem die Wohnung des Innensenators liegt. Die Polizei vermutet, dass beide Taten im Zusammenhang zu sehen sind. Mindestens vier Täter werden allein für die Sachbeschädigungen und den Autobrand in Altona verantwortlich gemacht. Zwei konnten bereits wenige Minuten später festgenommen werden.

Nachdem ein Anwohner die Anschläge beobachtet und die Polizei alarmiert hatte, wurden ein 24 Jahre alter Lüneburger Student und ein 20 Jahre alter Mann aus Hamburg, der erst Anfang des Jahres sein Abitur gemacht hat, an der Max-Brauer-Allee gestellt. Die anderen Täter, auch die aus Wilhelmsburg, konnten unerkannt entkommen.

Ahlhaus und Gundelach zeigten sich gestern gefasst, aber kämpferisch: "Natürlich ist so ein Anschlag belastend - wie für jeden anderen Menschen auch, dem so etwas passiert." Er lasse sich von "solchen feigen Taten" in seiner politischen Arbeit nicht beirren und schon gar nicht einschüchtern. Ähnlich knapp das Statement von Gundelach: "Ich fühle mich schon betroffen; ein solcher Anschlag ist wahrlich nicht schön und in einem demokratisch-parlamentarischen System auch nicht akzeptabel." Sie wolle sich aber nicht davon aus der Ruhe bringen lassen, sagte die Wissenschaftssenatorin. Sie glaube zudem nicht, dass der Anschlag ihr persönlich gegolten habe, sondern der Hamburger Politik im Allgemeinen.

Zweifel an der Sicherheit des Innensenators hat die Polizei trotz der Anschläge nicht: "Die Sicherheitsmaßnahmen werden ständig angepasst und der Gefahr gemäß ausgerichtet," sagt Polizeisprecher Ralf Meyer. Die Hintergründe der Anschläge sind noch nicht geklärt. Die beiden 20 und 24 Jahre alten Tatverdächtigen wurden im Laufe des Tages vernommen, machten aber von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Sie wurden daraufhin wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Polizei hofft jetzt, die Täter anhand der Beweise zu überführen. Sie hat alle Wurfgeschosse gesichert und will die Farbreste an der Kleidung der Verdächtigen mit der der Farbanschläge vergleichen.