Schulauer Fährhaus: Ein Mann versuchte von der Galerie aus die Ministerin mit drei Beuteln zu treffen. Er wurde von der Polizei festgenommen.

Wedel. Beim Wahlkampfauftritt von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Schulauer Fährhaus in Wedel ist es zu einem Eklat gekommen. Ein junger Mann versuchte, die Ministerin von der Galerie herab mit Farbbeuteln zu treffen - doch die drei Würfe waren zu kurz, die mit hellblauer Flüssigkeit gefüllten Beutel zerplatzten nicht am Rednerpult, sondern auf den Besuchertischen. Und während die Ministerin im Regenschirmschutz ihrer Sicherheitskräfte weiter redete, ärgerten sich unter anderem CDU-Kreistagsfraktionschefin Heike Beukelmann und Wedels Stadtpräsidentin Sabine Lüchau über ruinierte Garderobe. Hauptkommissar Reino Timm machte dem Spuk ein Ende und führte den Attentäter ab.

Die Farbattacke wurde während von der Leyens Ausführungen zur Sperre von Kinderpornografie-Seiten im Internet geritten. Bereits vor dem Fährhaus hatten Aktivisten der "Piratenpartei" gegen die als "Zensursula" Geschmähte und ihre Initiativen protestiert. Immer wieder wurde sie durch Zwischenrufe unterbrochen.

Mit drastischen Worten berichtete sie von dem kriminellen Treiben - nicht ohne zuvor einen Steppke im Publikum gebeten zu haben: "Magst du mal für einem Moment draußen gucken?" Dann erzählte sie von Kindern, die vor laufender Kamera vergewaltigt werden, von Jungen und Mädchen, von denen dabei ein Drittel jünger ist als drei Jahre. Von täglich rund 200 neuen Bildern, von denen hinter jedem das Schicksal eines zutiefst gequälten Kindes steht und von wissenschaftlichen Untersuchungen, die belegten, dass das Ansehen dieser Bilder die Hemmschwelle senkt, sodass Männer das virtuell Konsumierte auch real erleben wollen. "Doch die Werte der realen Welt müssen auch im Internet gelten", stellte sie heraus.

"Werte" und "Wertekonsens" war der rote Faden der Ministerin vor den rund 400 Gästen inklusive des Bundestagskandidaten Ole Schröder sowie der Landtagskandidaten Barbara Ostmeier und Peter Lehnert. Von zentraler Bedeutung sei das Verantwortung übernehmen, "das Kümmern", gleich ob es die eigenen Kinder, ältere Angehörige oder Mitmenschen betreffe, für die man sich ehrenamtlich engagiere.

Ihre These: Kinderlosigkeit sei von vielen jungen Paaren nicht gewollt, sondern die Rahmenbedingungen seien zu schlecht. Früher hätten viele Angehörige Eltern entlastet - heute in den Zeiten kleiner Familien und der Globalisierung müssten das eben Institutionen übernehmen.

Deshalb lobte Ursula von der Leyen sich und ihre Partei beispielsweise für den von der CDU eingeführten Anspruch auf Kindergartenplätze oder auch das Elterngeld. "Es kann doch nicht sein, dass Eltern, die beide arbeiten und die sich für ein Kind entscheiden, erst einmal Einkommenseinbußen erleiden, obwohl sie gerade dann mehr Geld brauchen", sagte sie. Als Ziel für die nächste Legislaturperiode nannte sie die Einführung eines "Familiensplittings" zur steuerlichen Entlastung - schränkte aber ein, dass dies nur bei Entspannung der Finanzlage möglich sei.