Aber der Richter lässt die drei Rumänen wieder laufen. Es gibt keinen Haftgrund. Hat die Polizei zu schnell zugegriffen?

Hamburg. Diesmal waren die Fahnder offensichtlich zu schnell: Am Montagabend nahmen sie nach kurzer Verfolgungsfahrt drei Männer fest, die im Verdacht stehen, in ganz Norddeutschland an Geldautomatenmanipulationen beteiligt gewesen zu sein. Die drei Rumänen mussten später wieder freigelassen werden - mangels Beweisen: Sie waren offenbar nur der Spähtrupp für ihre technisch versierteren Kollegen: diejenigen, die Minikameras und falsche Kartenschächte an den Automaten installieren - die Profis. Obwohl die Hintermänner nun unerkannt bleiben und trotz Kritik an dem "Schnellschuss", bewertet die Polizei die Aktion als Erfolg: Sie sei eine der seltenen Schläge im Kampf gegen die wachsende Zahl der sogenannten "Skimmer" (englisch für "Ausspäher").



Die Bande, deren Vorhut jetzt polizeibekannt, also "verbrannt" und vermutlich schon auf Nimmerwiedersehen in der Heimat ist, hatte sich nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei auf einen speziellen Geldautomatentyp der Commerzbank spezialisiert. In der Filiale am Ida-Ehre-Platz war ein typischer "Skimming"-Versuch aufgefallen: Die Täter hatten einen falschen Kartenschlitz vor den eigentlichen Eingabeschacht gesetzt und eine Minikamera installiert, mit der sie die Eingabe der PIN-Nummern filmen konnten. Mit den Daten aus dem Lesegerät und ihrem Video konnten sie dann Karten herstellen, mit denen sich Bargeld abheben ließ.


Zivilfahnder der Polizei nahmen weitere Zweigstellen der Commerzbank unter Beobachtung - denn meist handelt es sich bei den "Skimmern" um durchreisende Banden, die in wenigen Tagen in einer bestimmten Gegend zahlreiche Automaten manipulieren. Am Mittelweg entdeckten Fahnder schließlich die Verdächtigen, die sich, so die Polizei, in der Bank "konspirativ" verhielten. Die Fahnder forderten Verstärkung an, verfolgten die jungen Männer. Den Automaten kontrollierten sie offenbar nicht mehr auf Manipulationen. Am Stephansplatz holten die Fahnder die Rumänen aus dem Auto. Bei der Durchsuchung des Ford Fiesta, mit dem die 23 und 24 Jahre alten Rumänen unterwegs waren, fanden sie zahlreiche Paybackkarten, jedoch keinerlei Gerätschaften zur Manipulation von Automaten.


Ein Haftrichter sprach sich gegen eine Untersuchungshaft aus. Auch wenn die Ermittler mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Männer zu einer "Skimmer"-Bande gehören, wird es schwer, ihnen eine Tatbeteiligung nachzuweisen. Ein Polizeisprecher: "Der Besitz von Paybackkarten ist nicht verboten. Auch nicht der Besitz von Dutzenden solcher Karten." Andere stichhaltige Indizien gibt es nicht. Dass die Männer, deren Daten jetzt beim LKA hinterlegt sind, gegen ihre mutmaßlich vorhandenen Komplizen aussagen könnten, glauben die Ermittler nicht: Zu straff sind die Banden organisiert, zu streng ist das Regiment der Bosse, die meist von der Heimat aus agieren und "Residenten" in die Zielländer schicken.


Zum Schutz vor "Skimming" rät die Polizei Geldautomatennutzern, das Umfeld genau zu beobachten. Veränderungen am Automaten sollten sofort gemeldet werden. Polizeisprecher Holger Vehren: "Wenn irgendetwas wackelt, sollte der Automat auf keinen Fall benutzt werden." Bei der Eingabe der PIN-Nummer sollte die Tastatur verdeckt, an Türöffnern die PIN-Nummer niemals eingegeben werden. Hinweiszettel, die zur mehrmaligen Eingabe von Geheimnummern auffordern, sollten Bankkunden keinen Glauben schenken.