Im Schanzenviertel warfen Autonome bei der “Revolutionären 1. Mai-Demo“ auch Flaschen und Steine. Polizei setzte Wasserwerfer ein.

Sternschanze/St. Pauli. Die Walpurgisnacht war noch ruhig. Die Polizei hoffte, dass es auch am Abend des 1. Mai so bleiben würde. Doch plötzlich flogen Flaschen, Böller und Steine auf Beamte. Die "Revolutionäre 1. Mai-Demonstration" mündete in Randale. Gegen 19 Uhr hatte sich der Demonstrationszug mit 1400 Teilnehmern aus dem linksradikalen Spektrum an den St.-Pauli-Landungsbrücken in Bewegung gesetzt. Schon vor 20.30 Uhr kamen die Demonstranten am Ziel, dem Spritzenplatz in Ottensen, an. Polizeisprecherin Sandra Levgrün: "Der Weg verlief ohne größere Zwischenfälle. Auf der Reeperbahn war der Aufzug einmal gestoppt worden, weil Teilnehmer Böller warfen."

Bei der Schlusskundgebung in Ottensen warfen Teilnehmer nicht nur Böller, sondern auch Flaschen und Steine. Einige Müllcontainer brannten. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen zumeist linke Demonstranten vor. Sie nahm insgesamt 23 Personen vorläufig fest, zwölf kamen in Gewahrsam. Fünf Polizisten wurden verletzt, ein Beamter kam mit einem Knalltrauma ins Krankenhaus.

Die Stimmung war "ein bisschen aufgeheizt", wie Levgrün sagte. Immer wieder schleuderten zum Teil vermummte Demonstranten Böller auf Beamte und zündeten bengalische Feuer. Gut 1000 Polizisten begleiteten die Demonstration, auch die Reiterstaffel war dabei. Ein Pferd wurde ebenfalls mit einem Böller beworfen. Entlang der Strecke hatte die Polizei Wasserwerfer postiert. Viele Demonstranten hatten zuvor in Neumünster gegen Neonazis protestiert .

Nachdem die Demonstration in Ottensen beendet war, zogen die Teilnehmer in kleinen Gruppen davon - vor allem in Richtung Schanzenviertel, wo es in den Vorjahren immer wieder zu Krawallen gekommen war. Als auch dort am späten Abend Böller, Steine und Flaschen flogen und Müllcontainer in Flammen aufgingen, setzte die Polizei in der Nähe des alternativen Kulturzentrums Rote Flora Wasserwerfer ein.

Insgesamt wurden laut Polizei fünf Beamte verletzt, drei von ihnen konnten ihren Dienst nicht fortsetzen. Demonstranten beschädigten vier Scheiben einer Sparkasse. Bei einem Streifenwagen ging eine Scheibe zu Bruch.

Einige Demonstranten machten sich über die Polizei lustig: Sie hefteten sich an die Fersen der Beamten, die in kleinen Gruppen durch das Viertel streiften - und liefen wie bei einer Polonaise hinter ihnen her. Dabei riefen sie: "Ganz Hamburg hasst die Polizei“. Nach Mitternacht leerte sich das Schanzenviertel allmählich.

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Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Hamburg, Gerhard Kirsch, erklärte: "Es waren wieder Gewalttäter am Werk, die mit unserer Demokratie, dem freiheitlichen Staatsgedanken und dem Respekt vor der körperlichen Unversehrtheit anderer nichts im Sinn haben.“

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Der Vorabend des 1. Mai, die Walpurgisnacht, verlief dagegen friedlich. Zwar versuchten einige Betrunkene, das Schulterblatt vor der Roten Flora zu besetzen, fanden jedoch wenig Unterstützung. Laut Polizei standen zu Spitzenzeiten etwa 60 Menschen auf der Straße. Als gegen 1 Uhr in der Nacht mehrere Mülleimer auf die Straße gezogen und angezündet wurden, schritten andere Anwesende ein, sodass die Verursacher des Feuers schließlich zu Pappen griffen und den Unrat selbst wieder von der Straße fegten. Die Polizei hatte nicht eingegriffen.