Hamburg. Professionelle Unterstützung kann teuer sein. Warum Eltern und Schüler bei zu günstigen Preisen vorsichtig sein sollten.

Von Simon Görlich

  • Schwache Leistungen können viele Ursachen haben
  • Inhabergeführten Anbieter leiden oft unter „Dumpingpreisen“ von Franchise-Ketten
  • Besonders gefragt ist Mathematik

Wenn Kinder Probleme beim Lernen haben und Noten in den Keller gehen, ist Unterstützung nötig. Schaffen Mama und Papa das nicht selbst, bietet sich Nachhilfeunterricht an. Wie teuer dürfen solche Stunden sein? Wie häufig sollte das Kind die externe Hilfe in Anspruch nehmen? Worauf sollten Eltern bei der Auswahl des Anbieters achten? Welche Anbieter gibt es in Hamburg?

Eine pauschale Antwort, wann man sein Kind zur Nachhilfe schicken sollte, gebe es nicht, sagt Patrick Nadler, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN). Wenn sich die Schulnoten drastisch verändern, komme Nachhilfe immer infrage. Er rät Eltern allerdings dazu, vor der Suche nach einem Anbieter zunächst ein „offenes Gespräch“ mit ihrem Kind zu führen, um die Gründe für die Notenveränderung herauszufinden.

Nachhilfe für Schüler: Große Ketten konkurrieren mit kleineren Anbietern

Schwächere Leistungen könnten viele Ursachen haben, sagt Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Zum Beispiel nach einer längeren Krankheit, nach einem Schicksalsschlag in der Familie oder auch wenn der beste Freund und Sitznachbar plötzlich fehlt, könne sich das negativ auf die Noten auswirken. Manche Lücken dürften auch durch die Corona-Pandemie entstanden sein.

In Hamburg gebe es sehr viele Anbieter, sagt Nadler. Bundesweit agierende Franchise-Ketten wie Schülerhilfe, Abacus und Studienkreis konkurrierten mit kleineren inhabergeführten Anbietern wie dem Nachhilfecenter Hamburg, der Stadtteil-Nachhilfe und den Lernspezialisten. Die Konkurrenz in Hamburg sei groß; die inhabergeführten Anbieter litten unter „Dumpingpreisen“ der Franchise-Ketten, sagt Mathias Wildgrube, Inhaber des Nachhilfe Centers Hamburg. Er wolle seinen Mitarbeitern eine faire Bezahlung und den Schülern eine qualitativ hochwertige Nachhilfe bieten – das erkläre seine im Vergleich höheren Preise, sagt er.

Was Nachhilfe kostet – und wie unterschiedliche Preise entstehen

Die meisten Nachhilfefirmen bieten Unterstützung für alle Klassenstufen von der 1. Klasse bis zur 13. Klasse und für alle gängigen Haupt- und Nebenfächer. Besonders gefragt ist Mathematik. Eine reguläre Nachhilfestunde dauert 45 Minuten. Die Kosten hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie Nadler sagt. Eins-zu-eins-Betreuung sei erheblich teurer als Gruppenunterricht.

Der Preisrahmen für Nachhilfe in der Gruppe liege bei 8 Euro bis 15 Euro, für Einzelunterricht bei 18 bis 40 Euro. „Wenn ein Lehrer wirklich top ist und das Kind weiterbringt, dann darf der Unterricht auch mal 40 Euro kosten.“ Maßgeblich für den Stundensatz sei die Qualifikationen der Lehrkraft: „Sie werden keinen Gymnasiallehrer finden, der nicht mindestens 30 Euro nimmt“, sagt Nadler. Skepsis sei bei sehr günstiger Nachhilfe angebracht: In solchen Fällen würden Lehrkräfte häufig schlecht bezahlt.

Eltern sollten eine kostenlose Probestunde mit dem Anbieter vereinbaren

Wichtig für den Erfolg von Nachhilfe sei, dass sich Lehrer und Schüler gut verstehen und der Nachhilfelehrer die für seinen Schüler „passenden“ Lernmethoden anwendet. Nadler rät, immer eine Probestunde zu vereinbaren, bevor ein Vertrag abgeschlossen werde. Probestunden sind bei fast allen Anbietern in der Regel immer kostenlos. Ein weiterer Grund, warum Eltern eine Probestunde vereinbaren sollten, sei, dass sich der Nachhilfelehrer ein Bild von dem Schüler machen könne. Erfahrene Lehrer könnten dann meist schon eine Empfehlung aussprechen, wie oft das Kind zur Nachhilfe kommen sollte.

Ein Warnsignal, auf das Eltern achten sollten, seien große Worte, sagt Nadler. Wenn Anbieter damit werben, dass sich durch ihre Nachhilfe Kinder innerhalb kürzester Zeit um einige Noten verbesserten, sei Vorsicht geboten. Solche Versprechungen ließen sich nur schwer einhalten, unter anderem weil der Lernerfolg immer auch von der Leistungsbereitschaft des Kindes abhänge. Nachhilfe ist laut Nadler keine „einfache und schnelle Lösung“, sondern im Idealfall ein „nachhaltiger Prozess“, der je nach Kind unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

Nachhilfe für Schüler: Vorsicht bei sehr langen Vertragslaufzeiten

Ein weiteres Warnsignal seien lange Vertragslaufzeiten. Von Verträgen mit einer Laufzeit von 36 Monaten und mehr sollte man definitiv die Finger lassen, rät Nadler. Eltern sollten aufpassen, wenn sie einen solchen Vertrag für ihr Kind abschließen, denn wenn das Kind keine Fortschritte macht oder sich mit dem Nachhilfelehrer nicht versteht, ist man schnell in einem langen und teuren Vertrag gefangen. Er rät, bei anfänglicher Unsicherheit mit einem Vertrag von sechs Monaten zu beginnen. Vertragslaufzeiten von sechs bis 24 Monaten sind laut Nadler in der Nachhilfebranche normal.

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Für das Programm „Schüler helfen Schülern“ spricht sich Stefan Düll aus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Bei dieser Form der Nachhilfe werden notenstarke Schüler höherer Klassenstufen zu Nachhilfelehrern. Zwar sind diese Schüler nicht dafür ausgebildet, Schulinhalte zu vermitteln, aber der Vorteil dieses Angebots sei, dass Schüler besser über die Erwartungen der Lehrer Bescheid wissen und sich auch durch ihr Alter besser in die Schüler hineinversetzen könnten. Ob es dieses Angebot an der Schule des Kindes gibt, sollten Eltern von den Lehrern oder im Sekretariat erfahren können.

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