In Ghana trägt Cornelia von Wülfing als Paramount-Queen bei offiziellen Anlässen ihre Krone. Die Hamburger Unternehmerin war seit 2000 höchste Repräsentantin einer Region in Afrika.

Hamburg. In Ghana kennt sie fast jeder. Schließlich ist Mamaga Ngoyifiaga Akosua I. Paramount-Queen und damit die höchste Repräsentantin über eine Region mit 200.000 Einwohnern. Bei offiziellen Anlässen trägt sie ihren Ornat mit Krone, Armschmuck und Kette als Insignien ihrer royalen Würde.

Sie besucht Dörfer, organisiert Hilfsprojekte, redet mit Ministern und berät Investoren. Doch Mamaga ist keine geborene Afrikanerin, sondern eine Hamburgerin, die in dem ostafrikanischen Land mit seinen rund 25 Millionen Einwohnern lebt. Seit 14 Jahren steht die Hanseatin mit dem Namen Cornelia von Wülfing als Königin an der Spitze des Sasa-Volkes in Ostghana. Sie liebe die fröhliche Lebensart der Menschen, aber sie stoße jetzt zunehmend auf gravierende Probleme, die ihr das soziale Engagement erschwerten. Deswegen will die Paramount-Queen nach Hamburg zurückkehren und von dort aus mehrere Monate im Jahr für Ghana arbeiten. „Derzeit suche ich in der Hansestadt eine Wohnung“, sagt sie. In Hamburg will sie Hilfsprojekte koordinieren.

Der Aufstieg einer Deutschen zur Monarchin

Cornelia von Wülfing sitzt in einem Hamburger Café. Sie trägt Blazer und Jeans, ihre Haut ist von der Sonne gebräunt. Sie erzählt, wie sie in dieses königliche Amt kam. Der Aufstieg einer Deutschen zur ghanaischen Monarchin, die von den Clans respektiert und verehrt wird, begann vor mehr als 20Jahren mit geschäftlichen Kontakten. Die Hamburger Unternehmerin importierte afrikanische Heilpflanzen nach Deutschland und spendete einen Teil des Erlöses ghanaischen Entwicklungsprojekten. Als Anerkennung dafür wurde sie von den traditionellen Königsmachern für das Amt einer Königin vorgeschlagen und von ihrem Volk als erste Ausländerin zur Paramount-Königin auf Lebenszeit gewählt.

Seitdem hat die Unternehmensberaterin mehr als 100 Projekte realisiert und fast acht Millionen Euro an Spenden in Projekte investiert, davon anfangs einen großen Teil aus Profiten ihrer Firmen. „Ich widme mich auch heute noch vor allem der Förderung von Patenkindern sowie medizinischen und pädagogischen Projekten“, sagt sie. Insbesondere das Gesundheitswesen bedürfe dringend weiterer Unterstützung.

In Ghana gibt es zum Glück zwar keine Ebola-Fälle, dafür aber erkranken die Menschen an Buruli Ulcus. „Das ist eine Seuche wie Lepra. Wenn sie nicht frühzeitig erkannt wird, bleibt nur noch die Amputation von Gliedmaßen“, sagt die Königin von Ghana. Seit 2010 ist sie Internationale Botschafterin für die Seuchenbekämpfung und arbeitet für den Ghana Health Service, der dem Gesundheitsministerium unterstellt ist.

In Ghana herrschen kriegerische Stammeskonflikte

Was ihr die Arbeit vor Ort erschwert, sind die kriegerischen Stammeskonflikte in einem ihrer Gebiete, bei denen sie als Streitschlichterin gebraucht wird. „Der Krieg bindet Zeit, die mir für das Charity-Engagement fehlt.“ Dazu komme, dass die Afrikaner ein ganz anderes Verständnis von Zeit haben. Cornelia von Wülfing zitiert den Satz eines Bundespräsidenten, der einmal sagte: „Wir haben die Uhr, die Afrikaner aber die Zeit.“ „Man braucht viel, viel Geduld in Ghana“, sagt die Paramount-Queen. Oft muss sie monatelang auf Dokumente warten. Als sie offizielle Wirtschaftsdaten über eine Region benötigte, dauerte es ein ganzes Jahr. „Dann habe ich die Auskunft auch gar nicht mehr gebraucht.“

Dazu kommen persönliche Motive, die für eine teilweise Rückkehr nach Hamburg sprechen. „Ich vermisse Kultur, Musik, Theater und Spaziergänge.“ Selbst in Accra sei es fast unmöglich, durch die Straßen zu gehen, Fußwege fehlten. Wer jahrelang in traditionellen afrikanischen Kulturen und bei tropischen Temperaturen zu Hause ist, vermisst eines Tages auch mal richtig kaltes Wasser zum Duschen, legere Kleidung und die europäische Flora. „Ich freue mich darauf, wieder die ersten Gänseblümchen zu sehen“, sagt sie.

Ihre Produktlinie African Queen sind geschützt

Um ihre sozialen Projekte für die 100 Patenkinder, für das Gesundheitswesen und Bildungsarbeit zu finanzieren, hat die Hamburgerin ihre Produktlinie African Queen schützen lassen. Derzeit hat sie in Südfrankreich ein eigenes Parfüm kreiert, was genauso zum Verkauf angeboten werden soll wie Glücksarmbänder. Sie tragen wahlweise Aufschriften wie „I love Germany“ und werden von Jugendlichen in Accra aus Fischergarn gefertigt.

Rund 75 Prozent ihrer Einnahmen fließen direkt in die Projekte. So sehr sie sich auf das Leben in der Elbmetropole freut, so ambivalent sind ihre Gefühle. „Zwei Seelen wohnen in meiner Brust“, sagt sie. Mamaga Ngoyifiaga Akosua I. ahnt, dass ihre Sehnsucht nach Afrika und ihrem Volk mit jedem Tag wächst, den sie in Hamburg verbringen wird. „Zum Glück gibt es Flüge.“ In kurzer Zeit ist Cornelia Wülfing dann wieder bei ihrem Volk.

Informationen über www.alavanyo.com und www.paramountqueen.com