500 geladene Gäste feierten die Verleihung der „Goldenen Bild der Frau“ im TUI Operettenhaus. Auch eine Hamburgerin wurde geehrt

St. Pauli. Die Gästeliste war so lang wie prominent: „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers, Lilly Becker, Auma Obama, Boxerin Ina Menzer, Schauspieler Walter Sittler. Zur Verleihung der Auszeichnung „Goldene Bild der Frau“, einem mit 10.000 Euro dotierten Preis der gleichnamigen Frauenzeitschrift, die wie das Abendblatt in der Funke Mediengruppe erscheint, waren am Donnerstagabend viele berühmte Persönlichkeiten ins TUI Operettenhaus an der Reeperbahn gekommen.

Doch ausnahmsweise standen nicht sie im Rampenlicht, sondern Frauen, deren Namen kaum bekannt sind. „Alltagsheldinnen“, die mit ihrem sozialen Einsatz das Leben in ihrem Umfeld verbessern und Mitmenschen helfen. Fünf Frauen, die für ihren Mut, ihre Stärke und ihre Nächstenliebe ausgezeichnet wurden. „Nie war die ‚Goldene Bild der Frau‘ so wichtig wie in diesen Tagen, in denen sich die schlimmen Nachrichten und Krisen fast zu überschlagen scheinen“, sagte „Bild der Frau“-Chefredakteurin Sandra Immoor. „Unsere Preisträgerinnen setzen der Ohnmacht und Beklemmung etwas entgegen: Engagement, Mitgefühl, Tatkraft, Nächstenliebe.“

Unter den 500 geladenen Gästen war auch Moderatorin Birgit Schrowange, die sagte: „Es ist ein bewegender und sehr emotionaler Abend voller starker Frauen. Ich bin zum achten Mal dabei, also seit dem Beginn, und es ist jedes Mal etwas ganz Besonderes.“

Auch eine Hamburgerin wurde während der von Kai Pflaume moderierten Gala mit einem Preis bedacht: Marianne Kay. Sie lief selbstbewusst und strahlend mit ihrem prominenten Paten, Schauspieler Walter Sittler, über den roten Teppich und meisterte das Blitzlichtgewitter professionell. Marianne Kay begleitet seit Jahren Sterbende mit ihrer privaten Infinitas-Kay-Stiftung. Ende 2011 rief sie zudem mit ihrem Mann die Initiative „Ein letzter Wunsch“ ins Leben. Hier erfüllt sie alten und schwer kranken Menschen einen letzten Traum. „Das kann ein Parkbesuch oder eine Hafenrundfahrt sein. Aber auch einen letzten Besuch zu Hause haben wir schon organisiert.“

Die Idee zu der Stiftung kam Marianne Kay und ihrem Mann Hans-Michael im Jahr 2001, als ihr Vater starb. „Ich habe bis zu dessen Tod an seinem Bett gesessen und die Hand gehalten“, sagt sie. Das Drumherum im Krankenhaus sei „sehr entwürdigend“ gewesen. „Da haben wir uns gedacht, so kann man im 21. Jahrhundert nicht sterben.“ Sie beschlossen, daran etwas zu ändern. 2008 gründeten sie die Stiftung und begannen die Zusammenarbeit mit mehreren Hospizen. Einige Jahre später folgte die Initiative der letzten Wunscherfüllung.

Die 66-Jährige strahlt eine unheimliche Kraft aus, wenn sie von ihrer Arbeit spricht. Traurig, nein, traurig sei diese Aufgabe wirklich nicht. „Im Gegenteil, wir spenden ja Freude. Mit uns vergessen die Männer und Frauen einmal ihre Krankheit.“ Das Ehepaar Kay finanziert sein Engagement bis heute zumeist aus eigenen Mitteln. „Hin und wieder bekommen wir kleine Spenden, aber das reicht natürlich nicht aus“, sagt die Hamburgerin. Sie freut sich über Unterstützung – und natürlich über die Anerkennung des gestrigen Abends. „Es macht mich stolz, dass wir hier bedacht wurden“, sagt Marianne Kay. „Aber ganz wichtig ist: Dieser Preis geht vor allem an die vielen helfenden Hände, die in den vergangenen Jahren unsere Arbeit unterstützt haben.“

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die 29-jährige Patricia Carl aus Berlin. Sie ist selbst nur 1,22 Meter groß und kämpft mit dem Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V. gegen Vorurteile und Diskriminierung. Auma Obama, die ältere Halbschwester des US-Präsidenten Barack Obama, hielt eine bewegende Rede und überreichte Carl zusätzlich den „Herzenspreis“ der Leser: „Wir ehren heute Abend die wahren Stars unserer Gesellschaft, die sich mit kühlem Kopf und heißem Herzen für die gute Sache starkmachen.“

Außerdem erhielt Anna Vikky, die Trinkwasserbrunnen in Afrika baut, einen Preis. Ausgezeichnet wurden auch Eva-Maria Weigert (für ihre Initiative Freudentanz – das grenzenlose Tanzprojekt) und Christine Wichert, die mit ihrem Verein Wahlverwandtschaften einsame Menschen zusammenbringt.