Zwei Modeblogger haben den Hamburger Stil in einem Bildband mit 200 Fotos festgehalten. Stadtteil Winterhude ist die “Ringelshirt-Hochburg“.

Hamburg. Altbauvillen, Alster und Planten un Blomen - Hamburg hat viele schöne Facetten. Aber richtig lebenswert wird eine Stadt erst durch ihre Bewohner - und deren Stil.

Diesen fängt das Buch "Street Style Hamburg" in 200 Bildern ein. Autoren des Fotobands sind die beiden Freunde Ksenia Lapina, 32, und Mario Tino, 31. Seit vier Jahren zeigen sie in ihrem Internetblog www.fashionjunk.de Fotos von Hamburgern, die ihnen irgendwo in den Straßen der Stadt auffallen. "Zunächst stand die Klamotte im Vordergrund", sagt Tino, der hauptberuflich Fotograf ist. "Mittlerweile geht es uns darum, interessante Typen zu zeigen."

Den typischen Hamburg-Stil können die beiden gut beschreiben: "zurückhaltend", "praktisch" und "selbstsicher, ohne prätentiös zu wirken". Im Winter dominieren dunkle Töne. "Paradiesvögel gibt es hier eher selten", sagt Lapina. Dennoch sei die Metropole an der Elbe "eine Modestadt"- wenn auch anders als Stockholm oder London.

"Es gibt so viele kreative, teils noch unbekannte Designer hier", sagt Tino. Durch Modeblogs, neue Geschäfte und Shopping im Internet werde Kleidung vermehrt als Ausdruck der Persönlichkeit genutzt. "Unsere Mission ist es, zu zeigen, dass Hamburg Stil hat."

"Es geht um die Verbindung von Stadt und Mensch. Schöne Personen in einer schönen Umgebung." Deswegen sei es auch wichtig, die Menschen draußen zu fotografieren und nicht in Bars und Geschäften. Die Stadt müsse im Hintergrund präsent sein.

Begonnen haben die beiden mit dem Outfit-Fotografieren in der Schanze. "Wir haben dort die meisten Motive erwartet", sagt Tino, der in Winterhude wohnt. Mittlerweile gehören auch viele andere Viertel zu ihrem Jagdrevier - und jedes hat seinen eigenen Stil. Lapina und Tino fassen es in ihrem Buch etwas zugespitzt so zusammen: Winterhude sei "die Hochburg der Ringelshirts, Ray-Ban-Sonnenbrillen und Hunde, die theoretisch auch in einen Schuhkarton passen" würden. Ottensen zeichne sich durch "ungeschminkte Gesichter, grüne Parkas, große modische Brillen und viel Gelassenheit" aus. Und in der Schanze gebe es auffallend oft Bewohner mit "Karohemden, abgetragene Chucks und Jutebeuteln". Zudem gebe es noch eine ganz besondere Art von Stadtteilen: die bloggerfreien Zonen - meist am Stadtrand gelegen. "Aber es hat auch seinen Vorteil, auf dem Weg zum Supermarkt nicht abgeknipst zu werden", sagt Lapina, die in Eilbek wohnt.

Sie war es, die die Idee mit dem Streetstyle-Blog hatte. "Ich wollte einfach kreativ sein", sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Über eine gemeinsame Bekannte kam Lapina mit Tino in Kontakt. "Wir kannten uns flüchtig, aber sind gute Freunde geworden." Das müsse auch so sein. Denn die beiden arbeiten oft zusammen für ihr Projekt. Insgesamt zwei Tage pro Woche gehen für den Blog drauf. "Uns war gar nicht richtig bewusst, worauf wir uns einlassen." Privates und Berufliches verschwimmen. Die Kamera ist fast immer dabei. "Wenn nicht, habe ich schon ein schlechtes Gewissen", sagt Lapina. Spaß mache es trotzdem noch - sogar immer mehr. "Wir machen das ja nicht, weil wir es müssen, sondern weil wir wollen und Freude daran haben."

Die Fotos seien ein Mittel "authentische Begegnungen" wiederzugeben. Mittlerweile haben die beiden ein Gespür dafür entwickelt, wer bereit ist, mitzumachen und sich ablichten zu lassen. Trotzdem hätten die meisten Passanten wenig Zeit. Innerhalb weniger Minuten müsse ein Hintergrund gesucht, posiert und das Foto gemacht werden. Dann ist alles im Kasten. "Dass wirkt vielleicht zunächst ein bisschen oberflächlich", sagt Lapina. "Aber oft kommt auf den Bildern viel Wärme und Sympathie rüber."

Tino nickt: "Irgendwie kommt dabei eine ganz besondere Art von Lebendigkeit rüber."

Das Buch ist im Junius Verlag erschienen. 189 Seiten, 19,90 Euro