Detlef Palm, Ex-Bürgermeister von Reinbek, ist der neue norwegische Honorarkonsul. Während des Studiums lebte er in Lillehammer.

Hamburg. Manchmal passt einfach alles zusammen, dann verknüpfen sich lange gepflegte Interessen, Kenntnisse und Fähigkeiten unerwartet zu etwas Neuem. Und aus einem langjährigen Bürgermeister von Reinbek wird plötzlich ein königlich norwegischer Honorarkonsul in Hamburg.

Detlef Palm, 59, hat schon mehrere Kursänderungen im Leben gemeistert. Hat studiert und das zweite Staatsexamen als Gymnasiallehrer gemacht, Fächer Englisch und Erdkunde. Ausgerechnet Anfang der 1980er-Jahre, als gerade überhaupt keine Lehrer eingestellt wurden. Ist daraufhin in die Zone zwischen Politik und Verwaltung gewechselt, hat für die Bürgerschaft gearbeitet, wurde Referent von Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), blieb in der Senatskanzlei, als Henning Voscherau kam, und wechselte dann in die Sozialbehörde, wo Ortwin Runde (SPD), später ebenfalls Erster Bürgermeister, Senator war.

Geboren wurde Detlef Palm in Hamburg, Kindheit in Hamm, später wohnte er auf der Uhlenhorst. Er übte Kommunalpolitik im Kleinen, Ortsausschuss Barmbek-Uhlenhorst. Da ging es um Zebrastreifen und Spielplätze. Das machte ihm Spaß, und so wechselte er nach Reinbek, wurde 1996 dort zum Bürgermeister gewählt und 2002 für eine zweite Amtszeit bestätigt.

Wenn er jetzt, gerade erst zum Konsul ernannt, in seinem Konsulatsbüro an der Caffamacherreihe 5 sitzt - unter den Bildern von Königin Sonja und König Harald V. -, dann ist noch immer eine gewisse Freude am Gestus des Machers zu spüren. Auch wenn der norwegischen Vertretung in Hamburg nach einem kurzen Zwischenspiel seit 2006 nun schon zum zweiten Mal der berufsdiplomatische "General-" vor dem Konsul abhandengekommen und nur das "Honorar-" geblieben ist, das bekanntlich nicht gezahlt wird.

Was verbindet Detlef Palm mit Norwegen? Da muss er weit zurückblicken, ans Ende seiner Schulzeit. Die letzten beiden Schuljahre absolvierte er in Wales auf dem Atlantic College, einer internationalen Oberstufenschule, mithilfe eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sein Zimmergenosse war Norweger, ein norwegischer Lehrer kannte sich mit Stipendien in dem skandinavischen Land aus. Dass er sich damals auch in eine Norwegerin verguckt hatte, gab zusätzliche Motivation.

Detlef Palm ging für ein Jahr an die Nansen-Schule nach Lillehammer, absolvierte eine Art Studium generale. Norwegisch spricht er seither fließend. Während des Studiums in Hamburg ging er noch mal für ein Jahr nach Oslo, für Recherchen wegen seiner Examensarbeit über norwegische Gletscher. Ein Buch über Bergwandern, das er 1976 übersetzt hat, ist immer noch im Internet auffindbar.

Das Land und die Freunde dort blieben Teil seines Privatlebens, er nennt Norwegen "meine zweite Heimat". Zwei- bis dreimal im Jahr ist er dort, dabei oft "mit meinen drei Frauen" - der Ehefrau und den beiden Töchtern. Und unverrückbar einmal im März zum Skilanglauf auf dem Hochplateau von Hardangervidda.

Nach zwölf Jahren als Bürgermeister kandidierte er nicht mehr, als er zu viel Routine bemerkte. Trat kürzer und wurde, ohne Vollzeitstelle, Geschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) mit Sitz in Reinbek.

Die Anfrage, ob er Konsul für Norwegen werden wolle, habe bei ihm einen Nerv getroffen. Denn als die Unmöglichkeit, Lehrer zu werden, sichtbar wurde, liebäugelte Palm mit einer Karriere im diplomatischen Dienst. Das scheiterte daran, dass er kein Französisch konnte. So kommen jetzt bei ihm ein nicht gelebter Traum und eine große Leidenschaft im Amt als Honorarkonsul zusammen.

446 norwegische Staatsbürger lebten Ende 2011 in Hamburg, für sie ist er jetzt zuständig, das Konsulat darf auch weiterhin Pässe ausstellen. Wirtschaftskontakte wird er ebenfalls fördern; das Konsulat sitzt schließlich auf derselben Etage wie Innovation Norway, das mit knapp 20 Mitarbeitern in Hamburg die wirtschaftlichen und touristischen Interessen des Landes vertritt. Aber auch Hamburg wird von diesem Konsul profitieren. Er kennt schließlich etliche Senatoren noch aus seiner Zeit im Rathaus. Gleich beim Überreichen des Exequaturs im Rathaus wurde auch seine Vermittlerrolle gefragt: Schon Ende Oktober wird er mit Bürgermeister Olaf Scholz nach Oslo reisen.

Deutschland ist schließlich einer der wichtigsten Handelspartner von Norwegen - die Palette ist groß, sie reicht von Energie und Medizintechnik bis zu Holz, Papier, Fisch und Designermöbeln. Da kommt auf Norwegens neuen Mann in Hamburg eine Menge Arbeit zu. Und genau das kann er gut: vernetzen, Kontakte vermitteln, auf Chancen hinweisen.

Und dann freut er sich auf seine Aufgaben in Hamburg. Immerhin gibt es eine rege norwegische Community in Hamburg - mit dem Norske Klub, dem Peer Gynt Club, der Seemannskirche und dem Konsulat. Alle vier zusammen gestalten auch den Nationalfeiertag in Hamburg am 17. Mai. Er erinnert an die erste Verfassung des Landes von 1814 und wird mit einem Fest in Planten un Blomen, mit Fähnchen und dem Hamburger Polizeiorchester, sowie abends mit einem förmlichen Dinner im Norske Klub gefeiert. Und dann gibt es noch die Weihnachtsbasare der skandinavischen Seemannskirchen in der Ditmar-Koel-Straße - wichtige Treffpunkte nordischer Kultur in Hamburg: Norwegen und Schweden sind in diesem Jahr vom 16. bis 25. November dran, und Finnland kommt am 22. November mit dazu. Obwohl er das Hamburger Rathaus auch gut von innen kennt, wird es da noch eine Premiere geben: das Matthiae-Mahl Ende Februar. "Dazu ist man als Reinbeker Bürgermeister nicht geladen." Die Konsuln als die Vertreter der Hamburg gegenüber freundlich gesinnten Mächte hingegen sind Hauptadressaten dieses ältesten Gastmahls der Welt.