Rainer Schöndube ist diplomatischer Vertreter Belgiens - und bringt oft Süßes mit. Inzwischen reist er öfter nach Mexiko als nach Belgien.

Hamburg. Der Honorarkonsul des Königreichs Belgien hat es nicht leicht, denn seinem Land fehlt in Hamburg eine kulinarische Botschaft. Mit einem Menü, das zwischen den Gängen die Vorzüge der belgischen Biertradition jenseits des deutschen Reinheitsgebots erfahrbar machte, fand er bei Polettos Weinbar Unterschlupf. Für unser Dinner rücken wir etwas näher an Belgien heran - Rainer Schöndube, 68, hat Chez Bernard gewählt, den Franzosen mit der bodenständigen Küche am Anfang der Eppendorfer Landstraße.

Schöndube, der 27 Jahre beim Germanischen Lloyd arbeitete, ist mit 15 Jahren als Honorarkonsul einer der Dienstälteren. Was verbindet ihn mit Belgien? "Als im August 1996 das Generalkonsulat in Hamburg geschlossen wurde, suchten die Belgier einen Honorarkonsul." Eine der entscheidenden belgischen Persönlichkeiten in Hamburg war damals André Leysen, Vorstandsvorsitzender der Agfa-Gevaert und Aufsichtsratschef von Hapag-Lloyd. "Und ich war ja lange beim Germanischen Lloyd, und wir hatten einen Beirat, in dem früher auch André Leysen saß."

Vielleicht deshalb wurde Schöndube im Dezember 1996 vom Botschafter angerufen. Der erkundigte sich nach Sprachkenntnissen, Schöndube fragte, was mit dem Amt des Honorarkonsuls verbunden ist. Er sagte zu und hörte erst mal gar nichts. "Ich war dann auf Reisen, als meine Sekretärin mir sagte: Hier gibt es eine Mitteilung an Sie als Konsul. Da war ich noch gar nicht ernannt. Der König hat meine Ernennungsurkunde im April 1997 unterschrieben, im Juni 1997 erhielt ich von Bürgermeister Henning Voscherau die Exequatur."

Später erfuhr er die typisch belgische Geschichte seiner Berufung: Man habe zuerst einen Flamen gefragt, da sagten die Wallonen Nein. Dann habe man einen Wallonen gefragt, und die Flamen sagten Nein. Einen Holländer hätte man auch noch gehabt. "Nur gibt es im Wiener Abkommen eine Bestimmung, dass Konsul nur jemand werden kann aus dem Entsendeland, also Belgien, oder aus dem Land, in dem er amtiert, also Deutschland. Aber niemanden aus einem Drittland."

Das Konsulat in Hamburg gibt es seit 1832, zwei Jahre, nachdem Belgien seine Unabhängigkeit erklärt hatte. 1844 wurde es zum Generalkonsulat aufgewertet, das blieb bis 1996, mit einer Unterbrechung von 1940 bis 1948. Als Honorarkonsul vertritt Schöndube in Hamburg 500 und in Schleswig-Holstein 300 Belgier. Hilft ihnen nach einem Brieftaschenklau weiter, musste kurz nach seiner Ernennung sechs Belgier im Untersuchungsgefängnis besuchen, vermittelt während eines Schiffsbesuchs einen zahnschmerzgeplagten belgischen Prinzen an einen Zahnarzt der Bundeswehr.

Rainer Schöndube ist mit Leib und Seele Konsul und in der Hamburger Gesellschaft bestens vernetzt. Der gebürtige Lüneburger studierte hier, arbeitete zehn Jahre in der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und ging dann zum Germanischen Lloyd. 2007 schied er aus und arbeitet nun wieder als Wirtschaftsprüfer in einer Kanzlei an der Deichstraße. Und was hat Belgien wirtschaftlich mit Hamburg zu tun? "Die Belgier tun sich schwer, ihre Beziehungen zum Norden Deutschlands aufzubauen, für sie ist Köln in der Nähe, und sie schauen eher in Richtung Süden." Inzwischen ist Hamburg aber als Wirtschaftsstandort für Belgien sehr interessant, zum Beispiel für Offshore-Windenergie. "Die Belgier sind hier auf Windenergie-Messen aktiv, um Aufträge zu bekommen."

Im Handel geht es überwiegend um Nahrungsmittel. Die belgischen Biere? "Die sind toll. Das belgische Bier läuft überall - nur nicht in Deutschland." Da muss man doch etwas tun; mit belgischer Schokolade haben die Deutschen ja auch beste Erfahrungen gemacht. Indiskrete Frage: Ist er als Konsul deshalb so beliebt, weil er zu Einladungen oft belgische Schokolade mitbringt? "Stimmt teilweise", lacht er.

Schöndube setzt aber auch auf Kultur, um für Belgien zu werben, Luc Perceval, Regisseur am Thalia-Theater, ist Belgier, auf Kampnagel gibt es Tanzveranstaltungen belgischer Choreografen. Und im Bucerius-Kunst-Forum wurde 2010 die Ausstellung "Barock aus Antwerpen" gezeigt.

Inzwischen reist der Honorarkonsul allerdings öfter nach Mexiko als nach Belgien - Folge einer konsularischen Liaison: "Meine Frau Tamara war Generalkonsulin von Mexiko von 1995 bis 2002." Kennen gelernt hat er sie auf einer Reise mit dem Bürgermeister nach Mexiko. Daraus wurde eine enge Beziehung - und eine Hochzeit. Seine Frau hat 2002 in Mexiko-Stadt das Centro de Diseno Alemán, Zentrum für deutsches Design, eröffnet. Da hilft der Fachmann für Zahlen gern mit, und seine Frau freut sich über die perfekte Verbindung von deutscher Disziplin und mexikanischer Lebensfreude.